Kölner Wappen     Köln -Köln - die Rheinmetropole und alte Römerstadt    
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Kölner Stadtgeschichte

mit
Kölns geschichtlichen Epochen


Das mittelalterliche Köln

Köln
(Cöllen) ab Mitte 5. Jhdt. bis zur frühen Neuzeit

mit Date
nsammlung zum Mittelalterlichen Köln

inhaltlich überarbeitet Nov. 2015 und häufig aktualisiert
- -

Themenseite des privaten Web-Informations-Projekts "Köln - die Rheinmetropole und alte Römerstadt".  Dieses private Web-Projekt verfolgt keinerlei kommerzielle Interessen!     Verfasser: Günter Lehnen, Köln11.02.2019
            Inhaltsverzeichnis des Web-Informations-Projekts s. unten!

Informationen über das aktuelle heutige Köln siehe in "Das neuzeitliche Köln  -  Millionenstadt Köln heute"
 

Das mittelalterliche Köln
Stadtentwicklung - politische Entwicklung / Fränkische Periode, Schlacht bei Worringen, Freie Reichsstadt - mittelalterliche Bauwerke / Stadtmauer - Handelsmetropole - Pilgerstadt - Geschichtsdaten

0. Vorbemerkungen und Inhalt

Historisch und kulturell umfaßt die Stadtgeschichte Kölns - grob gegliedert - drei  EpochenDiese geschichtliche Epochen Kölns werden in den nachfolgend genannten drei Themen-Seiten der Rubrik "Kölner Stadtgeschichte" dieses Internetauftritts näher beschrieben:

Römisches Köln
                                                                          
um 19 v. Chr. -  um 455 n. Chr.
ab 50 n. Chr. Status einer Colonia (Stadt römischen Rechts)
ab um 90 n. Chr. römische Provinzhauptstadt
zeitweise Kaiserresidenz
Mittelalterliches Köln um 455 - um 1500

mit mittelalterlichen Strukturen bis in die frühe Neuzeit (1794)

um 460 - 8. Jhdt. Residenzstadt der Franken
953 - 1288 Residenzstadt des Kurfürstentum Köln
ab 1288 de facto und ab 1475 bis 1794 de jure Freie Reichsstadt
Neuzeitliches Köln - Köln heute
ab um 1500
1794 - 1814 Stadt mit französischer Besatzung
1815 - 1918  preußische Festungsstadt
ab 1918 republikanische Stadt, aktuell größte Stadt in NRW und viertgrößte in der BRD

Die Rheinmetropole Köln ist eine Stadt mit einer über 2000-jährigen Geschichte. Köln
Bei Bauarbeiten werden stets Fundstücke aus der antiken römischen Vergangenheit gefunden, die die Kölner Denkmäler ergänzen.

Inhalt von "Das mittelalterliche Köln"

1.  
Entwicklung der mittelalterlichen Stadt
2.   Politische Entwicklung
3.   Mittelalterliche Infrastruktur: Stadtmauer und Bauwerke
4.   Die Handelsmetropole
5.   Die Pilgerstadt
6.   Statistische Daten
      mit
Einwohner- und Flächenentwicklung
D.  Datensammlung: Wichtige Geschichtsdaten zum Mittelalterlichen Köln (bis zur frühen Neuzeit)

Eines der kölschen Gesetze:
Jede Jeck is anders! oder wie es auf einer Demo gegen Fremdenfeindlichkeit mal entdeckt wurde: Jede Jeck is von woanders!
Diese kölsche Verhaltensregel ist eine Art Bekenntnisse zu Toleranz und Nachsicht dem anderen gegenüber und auch Toleranz gegenüber Fremden (Flüchtlingen).

 
 

  Objekte aus der historischen Epoche "Mittelalterliches Köln" werden in diesen Kölner Museen  gezeigt:

  
 Kölnisches Stadtmuseum Exponate aus der Geschichte der Stadt Köln vom Mittelalter bis heute
 Museum Schnütgen Sammlung vorwiegend kirchlischer Kunst des Mittelalters (bis zur frühen Neuzeit)

Informationen und Fotos zu Bauwerken und Fundstellen der mittelalterlichen  Epoche Kölns siehe auch Themen-Seiten Kölner Bauwerke (mit den Detail-Themen Köln Dom und Romanische Kirchen Kölns) und Kölner Denkmäler.



1. Entwicklung der mittelalterlichen Stadt

Köln mit seinen mittelalterlichen Bezeichnungen Coellen oder Coelln (am Rhein) bzw. lateinisch meist Colonia Agrippina (oder auch Agrippina Nobilis Romanorum Colonia) war im Mittelalter lange Zeit flächen- und einwohnermäßig die größte Stadt nördlich der Alpen und bis Ende des späten Mittelalters die Stadt mit den meisten Einwohnern im Römisch-deutschen Reich. Die Stadt war - verbunden mit Stapelrecht und Münzrecht - eine der bedeutendsten Städte Europas und eine einflussreiche europäische Metropole ... heute würde man sagen eine Weltstadt. 

Die mittelalterliche Epoche Kölns lässt sich hinsichtlich ihrer politischen Entwicklung grob aufteilen in die Perioden
Ab 1288 war Köln niemals mehr Residenzstadt. Zwar gab es zu dieser Zeit noch keine Demokratie nach heutigem Verständnis, aber es gab für Köln keine Abhängigkeit von höfischen Konstruktionen mehr. Nachteil war allerdings, dass sich ohne eine Leitfigur eine Lässigkeit und Nachlässigkeit entwickelte, die sich oftmals auch heute noch zeigt (Stichwort: "Kölscher Klüngel").

In der langen Geschichte Kölns entwickelte sich auch der Name der Stadt weiter. Die Römer nannten
das um 19. v. Chr. gegründete Oppidum Ubiorum mit der Verleihung des Status einer Stadt römischen Rechts (50 n. Chr.) fortan Colonia C laudia Ara Agrippinensium (abgekürzt: CCAA) und später offenbar nur noch Agrippina. Die nachfolgenden Franken nannten sie wohl schlicht Colonia. Hieraus entwickelten sich im Mittelalter die Bezeichnungen Coellen und Coeln (am Rhein) bzw. lateinisch Colonia Agrippina sowie in der Neuzeit Cöln - ab 1919 mit der heutigen Schreibweise Köln - (auf Kölsch: Kölle).

Reiseführer Köln:

Jürgen Kaiser / Kleiner Führer der Romanischen Kirchen in Köln / Greven-Verlag Köln

Gerta Wolff / Das Römisch-Germanische Köln. Führer zu Museum und Stadt / JP Bachem Verlag

Carl Dietmar / Das mittelalterliche Köln / JP Bachem Verlag

Werner Jung / Das neuzeitliche Köln - Der historische Stadtführer / JP Bachem Verlag

Paul Eckert / Köln – Stadt am Rhein zwischen Tradition und Fortschritt / DuMont-Reiseführer


1.1 Fränkisches Köln und  Entwicklung zur mittelalterlichen Metropole

Das um 19 v. Chr. von den Römern als römische Siedlung "Oppidum Ubiorum" (Zivile Siedlung der Ubier) gegründete und 50 n. Chr. mit den Stadtrechten einer römischen Colonia als "Colonia Claudia Ara Agrippinensium" - CCAA -) versehene Römische Köln war von einer knapp 4 km langen Stadtmauer mit einer Fläche von 97 ha umschlossen. Die Colonia wurde eine blühende antike Stadt. Nach der Trennung des Römischen Imperiums in ein West- und ein Oströmischen Reiches (395) kam es zu einem fortschreitenden Zerfall des Weströmischen Reiches. Im Zuge dieses Zerfalls zogen die Römer nach 400 aus Germanien ab. Die Auflösung des Weströmischen Reiches erfolgte schließlich mit dem Sturz des letzten Kaisers 476. Ab um 420 wurde die Colonia zunehmend eine fränkische Stadt und wurde um 455 von den Franken besetzt und Königssitz des fränkischen Teilkönigreiches der ripuarischen Franken (Rheinfranken). Damit endete um 455 die römischen Phase Kölns! Viele der Romanen (= Nachfolger der provinzionalen römischen Bürger) blieben aber hier wohnen. Die Stadt wurde Königssitz des fränkischen Teilkönigreiches der ripuarischen Franken (Rheinfranken).

Die politische Entwicklung führte Mitte des 5. Jhdt. zu einem nahtlosen Übergang in eine frühmittelalterliche fränkische Stadt, aus der später das Kurfürstliche Köln und die Freie Reichsstadt wurde.
Mit der zum Ende der fränkischen Periode im 8. Jhdt. einsetzenden Transformation von einer antiken bzw. frühmittelalterlichen Stadt in eine mittelalterliche Stadt erfolgten drei Stadterweiterungen:
 Der Rheinarm ist ab Mitte des 2. Jhdt. allmählich verlandet und wurde aufgeschüttet (im Gelände um den heutigen Alter Markt und Heumarkt). Ein dort vorhandener Hafen musste verlegt werden. Spätestens um 940 ist das Gelände von Vorstadt und Rheinarm zur ersten urbanen Stadterweiterung des mittelalterlichen Köln genutzt worden. Nach neueren Ausgrabungsergebnissen dürfte diese östliche Erweiterung jedoch schon in spätrömischer Zeit erfolgt oder zumindest begonnen worden sein (in der 2. Hälfte des  4. Jhdt. oder sogar schon zum Zeitpunkt des Baus der röm. Rheinbrücke (um 310) und ist dann im 10. Jahrhundert fortgesetzt worden. 
Die Einwohnerzahl entwickelte sich von um 20 000 in der römischen Epoche auf um 40 000 in 1500. Die Fläche wuchs von 97 ha auf 401 ha (siehe 6.1 "Einwohner- und Flächenentwicklung Kölns bis zur frühen Neuzeit").

Mittelalterliches Köln/Stadterweiterungen
Mittelalterliches Köln/
Stadterweiterungen
Freigabe der Vorlage Urheber: D. Herdemerten --Hannibal21
Mittelalterliches Köln/Stadterweiterungen
Mittelalterliches Köln (Merianplan)/
Stadterweiterungen
ab 4. Jhdt./sp. ab 940 + 1106 + 1180
Mittelalterliches Köln/Merkatorplan
  Köln um 1550
  Mercatorplan von 1571
Quelle: Praetorium/RGM
Mittelalterliches Köln/Merianplan 1646
Köln 1646/
Merianplan
Mittelalterliches Köln/Merianplan 1646 mit heutigen Standorten
Köln im 17. Jhdt.
(mit Markierung heutiger Bauwerke/Orte) und
Mittelalterliche Stadtmauer

Stadtentwicklung:
  • Römisches Köln (CCAA)                                      
  • erste Stadterweiterung: schon ab 4. Jh., wesentlich ab 940 (s.oben unter 1.1)   
  • zweite  Stadterweiterung: 1106  
  • dritte Stadterweiterung1180 (große Mauer)
  • rrh. Divitia (später Deutz): ab um 310


Köln/Mittelalterliche Stadtmauer Köln/Mittelalterliche Stadtmauer/Vorfeldeinrichtungen
Mittelalterliche Stadtmauer und
Vorfeldeinrichtungen (17. Jhdt.)

Ziffern s. Fotos in Seite "Kölner Denkmäler"
Mittelalterliches Köln/Reich um 1300
Römisch-deutsches Reich zur Glanzzeit Kölns/
um 1300

Freigabe Urheber: Captain Blood
Mittelalterliches Köln/Kirchenprovinz Köln
Mittelalterliche Kirchenprovinz Köln/
um 1500
Freigabe Autor: de:User:Moguntiner
Mittelalterliches Köln/Stadtentwicklung Köln19./20. Jhdt.
weitere Entwicklung der mittelalterlichen Kernstadt
im Neuzeitlichen Köln (19./20. Jhdt.)

1.2 Köln in seiner mittelalterlichen Glanzzeit

Im Hochmittelalter (ca. Mitte 11. - Mitte 13. Jhdt.) bis zum Ende des Spätmittelalters war Köln mit über 200 ha (nach der Stadterweiterung 1106) und ca. 400 ha (nach der Stadterweiterung 1180)  flächenmäßig eine der größten Städte Europas und die größte Stadt im Römisch-deutschen Reich. Auch in der Einwohnerentwicklung stand Köln im Reich um 1180 mit 20 000 - 30 000 Ew.  und Anfang des 13. Jhdt. mit ca. 40 000 Ew. bis in's 16.  Jhdt. an der Spitze. Am Anfang der Neuzeit (16. Jahrhundert) waren Köln und Prag (und Brüssel?) mit jeweils ca. 40 000 Einwohnern im Reich die größten Städte. Eine rasantere Einwohnerentwicklung hatte nördlich der Alpen Paris mit ca. 20 000 Ew. um 1000, ca. 110 000 Ew. um 1200 und  200 000 Ew. um 1500. Das zum Reich gehörende Antwerpen entwickelte sich von ca. 30 000 Ew. Ende des Mittelalters auf 200 000 Ew. um 1600. Übrigens: Von Düsseldorf sprach damals noch kaum einer. Düsseldorf erhielt sein Stadtrecht erst 1288 als eine der Auswirkungen der für die Entwicklung des mittelalterlichen Köln und deren Bürger so wichtigen siegreichen Schlacht der Kölner Bürger an der Seite des Herzogs von Brabant und seiner Verbündeten bei Worringen! 

Köln war im Mittelalter

Zitate Austellung "Renaissance am Rhein" 2010 im Landesmuseum Bonn: "Köln war zentraler Umschlagsplatz für Waren, Menschen und kulturelle Strömungen, größte Handelsmetropole des deutschsprachigen Raums und mit 45 000 Einwohnern in der Epoche der Renaissance die größte Stadt im gesamten Reichsgebiet"....  Köln war in der Renaissance ein Zentrum des Humanismus, des Antikenstudiums und der Kunst.. Dabei bildeten Glaubensflüchtlinge eine Rolle, die hier ihre Bleibe fanden." Das mittelalterliche Köln hatte das älteste Stadtsiegel Europas, das erste Rathaus und die erste bürgerliche Universität Deutschlands (gegründet 1388). Keine andere deutsche Stadt hat so früh - nämlich seit 1130 -  und umfangreich ihre Geschichte schriftlich archiviert. 1130 begann man in Köln mit dem Schreinswesen, der mittelalterlichen Form der Archivierung von Liegenschaftsunterlagen (Schreine nannt man die Truhen, in denen die ersten Archivalien aufbewahrt wurden). 1322 begann die systematische Archivierung. Das erste Archiv wurde 1409 im Rathausturm (Rentkammer) untergebracht. 

Die wirtschaftliche Blütezeit Kölns (vor allem als Handelsmetropole) begann im 10. Jhdt. und hatte ihren Höhepunkt im 12. - 15. Jhdt.. Im 11. Jhdt. waren Mailand, Köln und Venedig die ersten großen Handelsstädte ... und waren hierbei auch Schaltstellen des kulturellen Austauschs. Für den Handelsplatz Köln hatte das der Stadt 1259 vom Erzbischof  Konrad von Hochstaden verliehene Stapelrecht eine sehr große Bedeutung. Von 1383 (erste Teilnahme am Hansetag) bis 1669 (letzte Teilnahme am Hansetag) war Köln Mitglied der Hanse, einer Organisation von Kaufleuten in Fernhandels-Städten, der im Mittelalter rund 70 große und über 100 kleinere Städte (inges. bis zu 200) in mehreren Ländern angehörten. Im Hoch- und Spätmittelalter hatte Köln eine enorme wirtschaftliche und politische Machtstellung und war Drehscheibe und Warenumschlagsplatz des Fernhandels nördlich der Alpen. Hierbei wurde Köln durch die Lage am Rhein und im Zentrum von Fernstraßen begünstigt. Im 16. Jhdt. wurde dann Antwerpen zeitweise zur wichtigsten Handelsstadt Europas. 

Zwischen 1000 und 1550 war Köln ferner eine Kunstmetropole von Rang mit der Produktion von Produkten diverser Kunstgattungen und einem kulturellen Austausch mit Paris, Prag, den Niederlanden und Italien, wie auch eine Ausstellung im Kölner Museum Schnütgen "Glanz und Größe des Mittelalters - Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt" (04.11.2011 - 26.02.2012) zeigte. Vor allem von ca. 1350 bis 1550 hatte Köln eine künstlerisch ungewöhnlich fruchtbare Epoche mit der renommierten mittelalterlichen Kölner Malerschule (Altkölner Malerei), mit der in Köln eine eigene Ausprägung der Kunst geschaffen worden ist und mit der die Stadt hinsichtlich Qualität und Quantität der Gemälde eine Spitzenstellung eingenommen hatte. Hiermit ist wohl auch der heutige Ruf Kölns als Kulturmetropole begründet worden. Die Maler arbeiteten überwiegend in der Schildergasse, wo auch die Schildermaler ansässig waren, also in der Straße, die aus dem römischen Decumanus Maximus hervorgegangen und heute eine der frequentiertesten Einkaufsmeilen in Deutschland ist. Der bekannteste Maler der Altkölner Malerei war Stefan Lochner, der in der Straße In der Höhle lebte und arbeitete, die durch das Treppenhaus des Wallraf-Richartz-Museum nachgebildet worden ist. Daneben ragten heraus der Meister der Heiligen Veronika und weitere zeitgemäß namentlich nicht bekannte Maler (die Maler verstanden sich damals als Handwerker) sowie Bartholomäus Bruyn.

Mit der Gründung der 
ersten Ordensschule auf deutschem Boden ("Studium Generale") 1248 durch Albertus Magnus und der 1388 gegründeten Universität zu Köln (eine der ältesten Unis in Europa und die erste von der Bürgerschaft gegründete Universität Deutschlands) wurde Köln auch zu einem mittelalterlichen Zentrum der Wissenschaft. Die herausragenden Personen dieses Wissenschaftzentrum waren Albertus Magnus, Thomas von Aquin und Johannes Duns Scotus. Ferner wurde Köln im Mittelalter mit seiner einmaligen Sakrallandschaft und der unvergleichlich hohen Zahl an Reliquienschätzen zu einer bedeutenden Pilgerstadt. Der große Pilgerstrom setzte insbes. durch die Überführung der Reliquien der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln (1164) und den dadurch ausgelösten Bau des großen gotischen Kölner Doms (ab 1248) ein. 

1.3 Niedergang der Metropole in der frühen Neuzeit

Die mittelalterliche Glanzzeit der Freien Reichsstadt Köln endete im Zusammenhang mit dem Zerfall der Hanse (
letzter Hansetag 1669) und mit den dem 30jährigen Krieg (1608 - 1648) folgenden Wirren. So kam es Ende 17. und im 18. Jhdt. zum vorübergehenden wirtschaftlichen Niedergang und Verfall der Reichsstadt. Und auch die Spitzenstellung hinsichtlich der Einwohnerzahl konnte nicht gehalten werden. Die großen glanzvollen Zeiten Kölns waren zu dieser Zeit nicht mehr zu erkennen. Aufwärts ging es erst wieder mit der Franzosenzeit (1794 bis 1814) und der Preußischen Epoche ab 1815 im Neuzeitlichen Köln.

1.4 Ruf der Stadt

Die Beurteilung der Besucher und unzähligen Pilger von Köln veränderte sich von der mittelalterlichen Glanzzeit zu der Niedergangs-Epoche enorm.

Karl der Große hatte die Stadt einstens in seinem Testament "... eleganteste Braut Christi nach Rom" genannt. In ihrer Blütezeit (siehe 1.2) wurde Köln in Reiseberichten als die "schönste Stadt im deutschen Lande" und außerdem wegen der unzähligen Kirchen und Kapellen und der bedeutenden Reliquien als das "Hillije (= Heilige) Coellen" gepriesen. Der Titel "Sancta" (= Heiliges ...) im Zusammenhang mit dem Stadtnamen war der Stadt im 12. Jhdt. als einer von 4 christlichen Metropolen (neben Rom, Byzanz und Jerusalem) verliehen worden: "Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia" (= Heiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche getreue Tochter).
Zum mittelalterlichen Köln schrieb der italienische Dichter, Gelehrte und Reisende Petrarca, der 1333 Köln besucht hatte: "Ich bewundere,  wie groß im Barbarenland die Gesittung, wie schön der Anblick der Stadt, wie gesetzt die Haltung der Männer, wie schmuck das Gebaren der Frauen, wie überherrlich obschon unvollendet der Dom sind."

Beim Niedergang im 18. Jhdt. (siehe 1.3) galt hingegen Köln bei vielen Besuchern als eine "abscheuliche Stadt".
Im Zusammenhang mit der Herausgabe des 7 Bands "Köln im 18. Jhdt. 1686 - 1794/Köln im Ancien Régime" des Werkes "Geschichte der Stadt Köln", herausgegeben von der Historischen Gesellschaft Köln e. V. und erschienen im Greven-Verlag, heißt es (Zitat): "Hässlich, rückständig, voller Bettler und »Pfaffen« – die Urteile der Reiseschriftsteller des 18. Jahrhunderts über die Reichsstadt Köln waren vernichtend. Diese erste Gesamtdarstellung der städtischen Geschichte im Zeitalter der Aufklärung zeichnet jedoch ein differenzierteres Bild jener bewegten Zeit. Immer noch besaß Köln große Bedeutung als ökonomisches Zentrum, Verkehrsknotenpunkt und Nachrichtenumschlagplatz. Nur sehr begrenzt gelang aber die Etablierung innovativer Wirtschaftszweige, und die wachsende Verarmung stellte die Stadt vor sozialpolitische Probleme. Aufgeklärtes Denken und Reformbestrebungen konnten sich gegen die herrschenden traditionalistischen Mentalitäten und Strukturen nicht durchsetzen, selbst Protestbewegungen waren ein Ausdruck des Kölner Konservatismus. Zudem musste sich die Stadt gegen äußere Bedrohungen behaupten wie die Flut von 1784 oder den westlichen Nachbarn: Französische Truppen benutzten Köln im Siebenjährigen Krieg als logistische Drehscheibe und beendeten mit ihrem Einmarsch 1794 die lange Phase reichsstädtischer Freiheit."

2. Politische Entwicklung

Die mittelalterliche Epoche Kölns lässt sich - wie schon erwähnt - hinsichtlich ihrer politischen Entwicklung grob aufteilen in die Perioden
  • Frühmittelalterliches fränkisches Köln von Mitte 5. Jhdt. bis Mitte 10. Jhdt.
  • Kurfürstliches Köln von Mitte 10. Jhdt. bis Ende 13. Jhdt. 
  • Köln als Freie Reichsstadt ab Ende 13. Jhdt. (de facto ab 1288, de jure ab 1475) bis in die frühe Neuzeit (1794)
Siehe auch unter Ziffer 6 "Statistische Daten".

2.1 Frühmittelalterliches fränkisches Köln von Mitte 5. Jhdt. bis Mitte 10. Jhdt.

Nach der Trennung des Römischen Imperiums in ein West- und ein Oströmischen Reiches (395) kam es zu einem fortschreitenden Zerfall des Weströmischen Reiches. Im Zuge dieses Zerfalls zogen die Römer nach 400 aus Germanien ab. Die Auflösung des Weströmischen Reiches erfolgte schließlich mit dem Sturz des letzten Kaisers 476. Ab um 420 wurde die Colnia zunehmend eine fränkische Stadt und wurde um 455 von den Franken besetzt und ab ca. 460 Residenzstadt des fränkischen Teilkönigreiches der ripuarischen Franken (Rheinfranken) (1. König ab um 460/470: Sigibert von Köln). Das Praetorium (Palast des römischen Statthalters) wird nun als Aula regia (Königshof) genutzt. Viele der Romanen (= Nachfolger der provinzionalen römischen Bürger) blieben aber hier wohnen. Die Franken behielten die römischen Verwaltungsstrukturen und auch Latein als Amtssprache bei. Die heutigen Kölner sind also - ethnisch gesehen - fränkischen Ursprungs mit großen Anteilen römischen Bluts. 507 fiel dieses fränkische Teilreich an das 482 durch Chlodwig I begründete vereinigte Frankenreich der Merowinger (Chlodwig soll in Köln als Herrscher aller Franken ausgerufen worden sein). Die Stadt erlebte als eine der ganz wenigen hiesigen römischen Städte einen nahtlosen Übergang von dem antiken Römischen Köln in eine frühmittelalterliche Stadt und ein frühmittelalterliches Handels- und kirchliches Zentrum. Mit dieser Kontinuität aller Strukturen in Köln unterscheidet sich die Stadt von fast allen anderen vergleichbaren deutschen Römerstädten inkl. Trier als Provinzhauptstadt Galliens und zeitweise spätrömische kaiserliche Residenzstadt und Mainz als eine der zwei Provinzhauptstädte Germaniens. Mit dieser Kontinuität begründet sich vermutlich auch der spätere Aufstieg des Mittelalterlichen Köln zu einer der mittelalterlichen Metropolen im römisch-deutschen Reich und in Europa.  Neben Köln ist nur für Augsburg, Regensburg und mit Einschränkung Trier ein durchgehende Städtestruktur der antiken Stadt belegt.

Bei der Teilung des Frankenreichs nach dem Tod Chlodwig I (511) fiel Köln an Austrien und gehörte später zum Frankenreich der Karolinger. Chlodwig I ließ sich nach der siegreichen Schlacht bei Zülpich gegen die Alamannen (496) um 498 in Reims von Bischof Remigius zum Christen taufen; dies hatte weitreichende Folgen für die Christianisierung des Frankenreiches und damit auch des Rheinlandes. 843 fiel Köln mit der Aufteilung des Frankenreiches an das fränkische Mittelreich (Lotharingien) und 870 bis 911 mit der neuerlichen Aufteilung an das Ostfranken-Reich der Karolinger. Die Funktion Kölns als Residenzstadt endet aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Machtübernahme der Karolinger-Franken im 8. Jhdt.. Nach einer kurzen Unterbrechung von 911 bis 925 gehörte das Herzogtum Lothringen mit Köln und dem Rheinland ab 925 zum Ostfränkischen Reich unter König Heinrich I. Köln wird damit quasi deutsch. Es beginnt der Aufstieg Kölns zur Handelsmetropole. Das Ostfränkische Reich war Vorläufer des spätereren Römisch-deutschen Reichs (ab 962 neues "Römisches Reich", ab dem 13. Jhdt. "Heiliges Römisches Reich" und ab dem 15. Jhdt.  - offiziell ab 1512/Reichstag in Köln - "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation"). Das Kaiserreich begann 962 mit der Krönung des deutschen Königs Otto I zum Kaiser durch den Papst in Rom und endete 1806 mit der Abdankung des letzten Kaisers Franz II nach einer vorherigen Niederlage gegen die Truppen Napoleons. Das Reich war kein Staat im heutigen Verständnis, sondern eher ein Verbund aus Herzogtümern, Fürstentümern, Grafschaften und Reichsstädten sowie zeitweise angegliederten Königreichen mit dem Kaiser an der Spitze. Entscheidungen trafen Reichstage und der Kaiser.

Die erste christliche Gemeinde in Köln wird für das 2./3. Jhdt. vermutet. Um 313 ist Maternus als erster Bischof Kölns nachgewiesen (verbriefte Teilnahme an den Synoden 313 in Rom und 314 in Arles). Das Bistum Köln wurde 795 durch den Karolinger-König Karl den Großen (ab 800 Kaiser) zum Erzbistum erhoben. Sein Berater Hildebold (Bischof seit  ca. 787) wurde erster Kölner Erzbischof (795 - 818).

In die frühmittelalterliches Periode fällt auch die Gründung der ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen. Ein Erlass des römischen Kaisers Konstantin I von 321 mit der Erlaubnis, Juden in den Stadtrat aufzunehmen, gilt als Beleg für die Gründung dieser ältesten jüdischen Gemeinde im 3./4. Jhdt. in Köln. Die erste jüdische Synagoge Kölns wurde vermutlich in der Karolingerzeit (ca. 8. Jhdt., vor 780) errichtet; sie wäre die älteste nördlich der Alpen. Nach neueren Ausgrabungsergebnissen gab es womöglich sogar noch früher (4. Jhdt.) eine Synagoge in Köln. Die spätere Synagoge inmitten des Judenviertels (ab um 1000) wurde 1349 beim Judenpogrom zerstört und 1372 wieder in Betrieb genommen. Nach der Vertreibung der Juden 1424  wurde die Synagoge 1426 in die christliche Ratskapelle "St. Maria in Jerusalem" umgewandelt.

2.2 Kurfürstliches Köln von Mitte 10. Jhdt. bis Ende 13. Jhdt. 

In dem seit 795 amtierenden Erzbistum Köln begann 953 in der Amtszeit des Erzbischofs Bruno I (953 - 965) der politische Aufstieg. Bruno (Bruder des Königs/Kaisers Otto I)  war Erzbischof und zugleich Herzog von Lothringen. Er war damit als Erster geistliches und weltliches Oberhaupt und damit der erste Stadtherr Kölns mit einer absolutistischen Herrschaftsgewalt. Er war auch der erste Fürstbischof Deutschlands. Die Nachfolger Brunos behielten Teile des Herzogtums und waren damit zugleich Erzbischof von Köln und Kurfürst des Kurfürstentums Köln (auch Erzstift Köln oder Kurköln genannt). Dem Kölner Fürstbischof oblag seit dem 11. Jahrhundert (1028) das alleinige Krönungsrecht für die deutschen Könige. Er war ab 1031 auf Dauer zugleich Erzkanzler für Reichs-Italien im Römisch-deutschen Kaiserreich. Der Kölner Fürstbischof war zu jener Zeit einer der mächtigsten Männer im Reich. Ab dem 13. Jhdt. (bis 1803) gehörte er zu den 7 bedeutendsten Kurfürsten, die den römisch-deutschen König (mit der Anwartschaft auf das römisch-deutsche Kaisertum) küren durften. Nach einem Abkommen von 1657 erhielt zusätzlich der Mainzer Fürstbischof das Krönungsrecht. Seit dem 11. Jhdt. hatte der Fürstbischof auch das Münzrecht für sein Fürstentum. 1474 allerdings erhielt die Stadt Köln ihr eigenes Münzrecht und konnte eigene Münzen prägen. Ein Höhepunkt dieser Machtphase fiel in die Amtszeit des Kölner Fürstbischof Konrad von Hochstaden (1238 - 1261), in dessen Amtszeit die Grundsteinlegung für den Kölner Dom fiel. Und auch die kirchliche Stellung des Erzbistums Köln war bedeutend. Zur Kirchenprovinz Köln gehörte im Mittelalter ein riesiges Gebiet mit dem Metropolitan- (Erz-) Bistum Köln und den Suffragan-Bistümern Lüttich (bis 1559), Utrecht (bis 1559),  Münster, Osnabrück (bis 1995),  Minden (bis um 1648) und Bremen (bis 848/870). Eine spätere weitere Hochphase war die Zeit der Kurfürsten der Wittelsbacher (1583 - 1761), als die Stadt Köln allerdings längst Freie Reichsstadt war (s. 3.3).

1074 rebellierten die Kölner erstmals - allerdings noch erfolglos - gegen die weltliche Macht des Erzbischofs (Anno II). Dies war war wohl das erste Aufbäumen von Bürgern gegen ihren Stadtherrn. 1106 nahmen die Kölner Bürger im Machtkampf um die Krone zwischen Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V. Partei für den erstgenannten ein und organisierten erstmals eine Art Bürger-Selbstbestimmung. Heinrich IV verlieh den Kölner Bürgern in diesem Zusammenhang das Befestigungsrecht - ein wichtiger erster Schritt zur Entwicklung der Stadt hin zur Freien Reichsstadt -. Allerdings verblieb die formale Befestigungshoheit noch beim Fürstbischof als weltlichem Herrscher. Zunächst gegen den Willen des Stadtherrn begannen die Kölner Bürger 1180 mit dem Bau einer großen Befestigungsanlage, der großen Stadtmauer. Der Bau der Stadtmauer wurde anschließend vom Fürstbischof legalisiert; und die Kölner ließen sich den Bau der Mauer vom Kaiser absichern. Um 1200 bildet sich erstmalig ein Kölner Rat als Organ der Bürgerschaft neben der absolutistischen Macht des Fürstbischofs (eine größere Machtentfaltung des Rates folgt im Laufe des 13. und im 14. Jhdt.). Im 13. Jahrhundert gab es einen langanhaltenden Streit zwischen dem Erzbischof und den Bürgern der Stadt Köln. Der machtbewusste Fürstbischof beanspruchte die Stellung eines höchsten Richters und Landesherrn. Die Kölner Bürger hingegen pochten auf ihr Selbstverwaltungsrecht. 1258 wurde in diesem Streit unter maßgeblicher Beteiligung von Albertus Magnus, einem der größten Gelehrten des Mittelalters, mit dem sogenannten "Großen Schied" eine Einigung erzielt, an den sich der Fürstbischof zwar nur ein Jahr lang gehalten hat, der dennoch ein wichtiger Meilenstein zu einer Kölner Stadtverfassung war. 1262 begehrten die Kölner Patrizier bei der Erstürmung des Bayenturms erneut gegen den Fürstbischof  Engelbert II auf, der verliert und 1268 aus der Stadt vertrieben wird. Der Bayenturm (am Südende der Stadtmauer) wird zum Freiheitssymbol der Kölner Bürger. Am 15.10.1268 kam es zur Schlacht an der Ulrepforte; der Versuch des Fürstbischofs, in die Stadt zurückzukommen, wird von den Kölner Bürgern verhindert.

Das 11./12. Jhdt. war geprägt durch "Glanz und Grauen (und mehr noch dazwichen). Zum Glanz zählte die Kirchenbaukunst, die zwischen 1150 und 1250 ihr großes Jahrhundert hatte." (Zitat KStA/04.03.2016 aus dem Band 3
"Köln im Hochmittelalter 1074/75 -1288" des Werkes "Geschichte der Stadt Köln", herausgegeben von der Historischen Gesellschaft Köln e. V. und erschienen im Greven-Verlag).
.

2.3 Köln als Freie Reichsstadt ab Ende 13. Jhdt. (de facto ab 1288, de jure ab 1475) bis um 1500 und in die frühe Neuzeit (bis 1794)

Diese von der der
absolutistischen Herrschaftsgewalt des Kurfürsten befreite Periode lässt sich in folgende Teil-Perioden aufteilen:
  • Köln als mittelalterliche Stadt mit Herrschaft der Geschlechter (1288 bis 1396)
  • Köln als mittelalterliche Stadt mit Herrschaft der Bürger (1396 bis um 1500) 
  • Köln als Stadt zwischen Mittelalter und Neuzeit mit Herrschaft der Bürger (um 1500 bis 1794)
2.3.1  Köln als mittelalterliche Stadt mit Herrschaft der Geschlechter (1288 bis 1396)

Nach mehreren Auseinandersetzungen mit dem Kurfürsten kam es am 05.06.1288 schließlich zur berühmten und für die Kölner Bürger und die weitere Entwicklung der mittelalterlichen Metropole ungemein bedeutsamen "Schlacht von Worringen" (heute nördlicher ländlicher Randstadtteil Köln-Worringen), eine der größten deutschen Ritterschlachten des Mittelalters. Die Kölner Bürger kämpften im Limburger Erbfolgestreit, von dem Köln eigentlich gar nicht betroffen war, mit den Truppen des Herzogs Johann von Brabant und seiner Verbündeten (neben den Kölner Bürgern insbesondere die Grafen von Berg, Mark und Jülich) gegen den Grafen Heinrich von Luxemburg und seine Verbündeten (insbes. die Truppen des Kölner Erzbischofs/Kurfürsten Siegfried von Westerburg und des Grafen Rainald von Geldern). Es ging dabei auch um die Vorherrschaft am Niederrhein. Die Brabanter Koalition gewann! Der Kölner Fürstbischof verlor nach dieser Niederlage seine weltliche Herrschaft über die Stadt Köln und auch seine Burg in Worringen. Er und seine Nachfolger mussten die Kölner Residenz aufgeben und sie für den Rest von Kurköln außerhalb des Stadtgebiets neu anlegen. Sie residierten fortan bevorzugt in Bonn - 1597 urkundlich als "Haupt- und Residenzstadt" erwähnt - und in Brühl. In Köln behielten die Fürstbischhöfe nur die geistliche Macht als Erzbischof. Köln gehörte nicht mehr zum Gebiet des Kurfürstentums und war damit de facto ab 1288 Freie Reichsstadt (ab 1475 dann auch de jure - nach geltendem Recht -), wobei die Fürstbischöfe dies nie formal anerkannt haben. Köln wird als faktisch Freie Reichsstadt ab 1390 auch zu Reichstagen eingeladen. Übrigens: Von Düsseldorf sprach damals noch kaum einer. Düsseldorf, ein kleines Dorf am Rhein, erhielt 1288 als eine der Auswirkungen des Siegs der Kölner Bürger an der Seite des Herzogs von Brabant und seiner Verbündeten bei der Schlacht bei Worringen vom Grafen Adolf von Berg das Stadtrecht verliehen, der damit seine Position am Rhein stärken wollte.

Die weltliche Macht in Köln wurde ab 1288 zunächst von den Patriziern, den sog. Geschlechtern, ausgeübt. Es handelte sich also um eine Oligarchie, eine Herrschaft von kleinen reichen Führungsgruppen (hier: Familien des Kölner Stadtadels). Die entstehenden neuen Führungsorgane der Stadt wurden von den Vertretern der wichtigsten Patrizierfamilien dominiert. Die "Riecherzeche", ein Verbund der Reichen, war ein Vorläufer eines gewählten städtischen Rats. Einige der mächtigsten Patrizierfamlien in jener Zeit waren die Overstolzen sowie Hardenrath, Kleingedank und Lyskirchen.

2.3.2  Köln als mittelalterliche Stadt mit Herrschaft der Bürger (1396 bis um 1500) 

Um 1400 kam es zu einer grundlegenden Änderung der politischen Machtverhältnisse in Köln. Nach mehreren innerstädtischen Konflikten übernahmen ab 1396 auf der Basis des sog. "Verbundbriefs", der ersten Kölner Stadt-Verfassung, die wahlberechtigten Bürger der Stadt, die in 22 Gaffeln organisiert waren, die Macht. Die Kölner Gaffeln waren eine politische Vereinigung von Kölner Bürgern und Zünften. Zu den 22 Gaffeln gehörten die Gaffeln der Kaufleute, eine Art Berufsgenossenschafft und Wahlgemeinschaft, und die Handwerkerzünfte, die sog. "Ämter". Die Macht lag nunmehr im wesentlichen beim neuen einheitlichen Stadtrat, für den allerdings nur die in Köln geborenen Bürger und solche Zugereiste, die das Bürgerecht erworben hatten, wählbar waren. Wahlberechtigte "Vollbürger" im Sinne des Verbundbriefs waren nur die in den 22 Gaffeln organisierten selbständigen Kaufleute und Handwerker (in der Regel auch nur männliche!), so dass die oligarchische Herrschaft der Geschlechter in eine - allerdings wesentlich breiter aufgestellte  - Herrschaft der Gaffeln wechselte. Mit ihren Siegeln unter dem Verbundbrief verbürgten sich die Gaffeln für die Einhaltung der Regelungen des Verbundbriefes.  

Im Jahr 1414 wurden im Rathaus  8 gotische Holzskulpturen  ausgestellt ("Die Kölner Rathaus-Propheten"), die mit Spruchbändern zur politischen Moral den Ratsmitgliedern ihre Verantwortung gegenüber Stadt und Bürgern ständig vor Augen führen sollten. Genutzt hat es wohl nicht immer (s. unter Ziffer 3.3.3). Die "Vorgaben der Propheten" an die Ratsherren lauteten z. B.: "Das gemeine Beste ist  dem persönlichen immer vorzuziehen", "Nimm langsam Rat an, dann eil' zur Tat" und "Wer für die Gemeinschaft stirbt, soll ewig leben".  (Hinweis: Die
Kölner Rathaus-Propheten waren vom 19.09.2012 - 07.04.2013 Teil einer Ausstellung im Museum Schnütgen und werden danach als Leihgabe dauerhaft dort ausgestellt.)

Der Verbundbrief blieb mit einigen Modifizierungen bis 1796, also 400 Jahre lang, als Kölner Verfassung gültig. Am 19.09.1475 erhob Kaiser Friedrich III.  die Stadt Köln mit dem Reichsstadtprivileg nun auch de jure zur Freien Reichsstadt ("des heiligen Reiches freie Stadt"); dieser Status blieb in der frühen Neuzeit bis zur Besetzung durch die Franzosen 1794 unangetastet.

Freie Reichsstadt: Das Hauptmerkmal der "Reichsstädte" im Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation) war deren rechtliche Unabhängigkeit gegenüber den regionalen Herrschern (Reichsfürsten). Die Reichsstädte hatten den Status der Reichsunmittelbarkeit und waren direkt und nur dem Kaiser untertan, an den sie ihre Steuern direkt abführten, dem sie Heerfolge zu leisten hatten und von dem sie eine eigene weitgehend unabhängige Gerichtsbarkeit erhielten. Damit unterschieden sich die Reichsstädte von den Landstädten, die einem Landesherrn untertan waren. "Freie Städte" waren Bischofsstädte, die in etwa die gleichen Privilegien hatten wie die Reichsstädte, aber gegenüber dem Kaiser eine gewisse Autonomie besaßen, z. B. außer bei Kreuzzügen keine Heerfolge zu leisten hatten. Ab dem 15. Jhdt. wurde diese beiden Statusformen unter dem Begriff "Freie und Reichsstädte" - umgangssprachlich "Freie Reichsstädte" genannt - zusammengefaßt. Einige Städte hatten beide Statusformen in sich vereint. Die Anzahl der Freien Reichsstädte änderte sich im Laufe der Zeit; maximal waren es 83.  Köln: Freie Reichstadt ab 1288 (faktisch) und 1475 (juristisch).

Freie Reichsstädte: max. 83, um 1800 noch 51. Um 1800  waren dies u. a. Aachen, Dortmund, Goslar, Hamburg, Köln (1794 von Franzosen eingenommen), Lübeck, Nürnberg, Regensburg, Ulm und Worms.
Mittelalterliches Köln/Stadtverfassung Köln 1396
Stadtverfassung Köln 1396

2.3.3  Köln als Stadt zwischen Mittelalter und Neuzeit mit Herrschaft der Bürger (um 1500 bis 1794)

In der frühen Neuzeit nach 1500 blieben in Köln die Bürger-Herrschaft auf der Basis des Verbundsbriefs und auch die mittelalterlichen Strukturen weitgehendst erhalten. Der Grund hierfür könnte sein, dass die nie eingenommene und wohl uneinnehmbare große Stadtmauer die Kölner einerseits abgesichert hat, andererseits aber auch von neueren Entwicklungen abgeschottet haben könnte. Ein weiterer Grund könnte der vorübergehende wirtschaftliche Niedergang und Verfall der Reichsstadt  Ende 17. und im 18. Jhdt. sein. Jedenfalls endete nach 1500 allmählich die mittelalterliche Glanzzeit der Freien Reichsstadt. Das hing insbesonders zusammen mit dem Zerfall der Hanse und der dem 30-jährigen Krieg (1608 - 1648) folgenden Wirren, wobei Köln im 30-jährigen Krieg nie ernsthaft bedroht oder gar eingenommen worden ist. Die Rheinmetropole hielt sich aus aktiver Beteiligung am Krieg heraus und wurde verschont. Ganz im Gegenteil profitierte die Stadt durch ihre Neutralität mit Waffenhandel sowie als Fluchtburg und Finanztransaktionsplatz, wie eine Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum (14.06. bis 05.10.2014) eindrucksvoll zeigte. Dennoch kam es  Ende des 17. und im 18. Jhdt. zum vorübergehenden wirtschaftlichen Niedergang und Verfall der Reichsstadt - womöglich mitverursacht durch den Fortbestand der mittelalterlichen Strukturen -. Der Abschied vom Mittelalter dauerte im "heiligen Köln" jedenfalls länger als anderswo und war im Grunde genommen erst 1794 mit  Einzug der Franzosen  zu Ende.

Allerdings blieb es in diesem Zeitraum nicht friedlich in Köln. So gab es 1481/1482 einen Aufruhr der Gaffeln gegen den Stadtrat wegen erheblicher Preiserhöhungen, der jedoch niedergeschlagen wurde. 1512/1513 gab es einen erfolgreichen Aufstand der Gaffeln wegen fortgesetzter Rechtsbrüche des Rats. Kleine Gruppen sprachen sich im Rat ab - heute würde man sagen "klüngelten" - und beeinflussten so die Entscheidungen des Rats. Dies führte 1513 zu einer Ergänzung des Verbundbriefs, dem sog. Transfix-Brief.  Anfang der 1680iger Jahre gab es einen Aufstand einer Opposition unter Führung des Nikolaus Gülich wegen Misswirtschaft und Korruption des Rates, der zunächst viel Unterstüzung fand, letztendlich aber 1686 mit der Ermordung des Nikolaus Gülich endete.  

Im 16. Jhdt. gab es auch in Köln Reformationsversuche. So kam es zum Konfessionswechsel des Kölner Erzbischofes und Kurfürsten Gebhard Truchsess von Waldburg, der das Kurfürstentum Köln (Kurköln),  dem die Stadt Köln ja nicht mehr zugehörte,  in ein weltliches Fürstentum verwandeln wollte. Die Folge war - ein wichtiges Ereignis in der frühen Neuzeit - der Kölnische (Truchsessische) Krieg (1583 - 1588) zwischen Truppen des zum Protestantentum gewechselten und deshalb 1583 abgesetzten Kölner Kurfürsten Gebhardt Truchsess von Waldburg mit den in diesem Krieg siegreichen katholischen bayerisch-spanischen Truppen seines Nachfolgers Ernst von Bayern. Hierbei kam es im Juli 1586 in der Nähe der Stadt Köln (im heutigen Stadtteil Köln-Junkerdorf) zu einem grässlichen Gemetzel der spanischen Truppen gegen Privatleute. Der Sieg der katholischen Truppen verhinderte die Verwandlung von Kurköln in ein erbliches protestantisches Fürstentum. Der Nordwesten des Reiches blieb katholisch! 1617 wurde verfügt (Zitat aus der vorgeannten Ausstellung im Stadtmuseum), dass "wer nicht  katholisch war, dem wurden die Bürgerrechte verwehrt."

Ende des 18. Jahrhunderts und vor der Franzosen-Zeit bestanden im Rheinland (Niederrhein) mehrere weltliche und geistliche Herrschaftsgebiete (die Herzogtümer Kleve, Jülich und Berg und die Kurfürstentümer Köln und Trier sowie die Reichsstädte Köln und Aachen).
Schließlich wurde die Stadt Köln 1794 ohne Gegenwehr von den französischen Truppen Napoleons eingenommen und verlor damit ihren formal seit 1475 im mittelalterlichen Köln geltenden Status als Freie Reichsstadt, wobei zu beachten ist, dass die heutigen rechtsrheinischen Gebiete Kölns erst ab 1888 mit den neuzeitlichen Stadterweiterungen eingemeindet wurden. Die Franzosen besetzten nach dem sog. 1. Koalitionskrieg 1797 das gesamte linksrheinische Gebiet des Rheinlandes. Das Mittelalter in Köln war endgültig beendet. Der Verbundbrief, die Kölner Stadtverfassung, wurde 1796 - also nach 400 Jahren - durch die französische Munizipalverfassung abgelöst. Mit dem Einzug der Franzosen in das Neuzeitliche Köln wurde bezüglich des vorstehenden Zitats auch die Glaubensfreiheit, die es vordem in Köln für Protestanten und Juden nicht gab, nunmehr gewährt.

3. Mittelalterliche Infrastruktur: Mittelalterliche Stadtmauer und Bauwerke

3.1 Stadtmauer

Die von 1180 bis um 1260 (Torburgen ab nach 1200) erstellte große
mittelalterliche Stadtmauer
mit einer Länge von knapp 9 km** und einer Höhe von ca. 7,50 m und hatte Bestand bis 1881, bis im Zuge der Industrialisierung die Ausweitung auf das Neuzeitliche moderne Köln voranschritt. 1883 erfolgte mit der Eingliederung der sog. Neustadt die 1. Stadterweiterung des neuzeitlichen Köln. Die Kölner Stadtmauer war die größte mittelalterliche Stadtbefestigung nördlich der Alpen. Sie enthielt 12 große landseitige Torburgen und 52 Wehrtürme sowie etliche Pforten zum Rhein (über 20 mit u. a. der Dreikönigenpforte im Süden und dem Trankgassentor im Norden). Die Zahl 12 für die Stadttore war übrigens von den Kölner Bürgern bewusst gewählt worden, um sich so als damaliges mittelalterliches "hillije Köln" (Heiliges Köln) auf das himmliche Jerusalem beziehen zu können. Vor der Mauer befand sich ein über 20 m breiter Graben, der in der zweiten Hälfte des 14. Jhdt. um einen weiteren Graben ergänzt worden ist. Aufgrund der waffentechnischen Entwicklung folgten im späten Mittelalter weitere Sicherungsbauwerke vor der Mauer: Mitte des 15. Jhdt. vorgelagerte Wehranlagen (Bollwerke mit Zwingern zwischen Torburgen und Bollwerken) und im 17. Jhdt. ein bastinärer Ring mit 25 pfeilförmigen Bastionen, die mittels sog. Kurtinen verbunden waren. Zuletzt wurden die Vorfeldeinrichtungen um 1820 von den Preußen, denen 1815 das Rheinland und Köln zugeteilt worden war, militärisch modernisiert.

Die ursprünglich römische Hauptstraße durch die römischen Stadt (heutige Hohe Str.) und deren Verlängerungen führte im mittelalterlichen Köln nun durch die neuen Stadttore im Norden und Süden (Eigelsteintor und Severinstor). Die Stadtmauer wurde nachts zuerst von Vertretern der Zünfte, später von den Kölner Stadtsoldaten bewacht. Ihren eigentlichen Zweck, eine Einnahme der freien Reichsstadt zu verhindern, mußte sie zum Glück nie ernsthaft erfüllen, denn  Köln wurde - nach Wissen des Autors als einzige Stadt des Reichs - niemals erobert und besetzt. Auch im verheerenden 30-jährigen Krieg ist Köln nie angegriffen und eingenommen, die Mauer nicht erstürmt worden. Wer innerhalb der Stadtmauer wohnte, genoss die speziellen Rechte und Freiheiten der Stadt. Leider beschlossen die Kölner 1881 im Zuge der Ausweitung der mittelalterlichen Stadt den Abriss der Mauer - aus heutiger Sicht ein kultureller Frevel ohnegleichen und übrigens entgegen dem Rat von Sachverständigen aus Nürnberg, wo deren vergleichbare Mauer stehen blieb -. In dieser anderen mittelalterlichen Metropole Nürnberg haben die Bürger diesen Frevel verhindert. Man kann sich dort über den heutigen kulturellen Gewinn Überzeugen! Die Preußen, zu deren Gebiet Köln seit 1815 gehörte, sorgten dafür, dass wenigstens einige Stadttore erhalten geblieben sind. Wäre die mittelalterliche Stadtmauer in ihrer Gesamtheit erhalten geblieben, würde sie heute sicherlich zu den Weltkulturerbestätten gehören. 

Die große mittelalterliche Stadtmauer umfasste das mittelalterliche Köln mit
  • seiner östlichen Grenze am Rhein und 
  • seiner halbkreisförmigen Grenze im Verlauf der heutigen Ringstraße. 
Die Mauer umfasste also die heutige Kölner Altstadt ("Altstadt" ist hier als kommunaler Begriff für die Stadtteile Altstadt/Nord und Altstadt/Süd im Stadtbezirk Innenstadt gemeint; im heutigen Sprachgebrauch wird als "Altstadt" zumeist das Vergnügungsgebiet um Heumarkt/Alter Markt/Rheingarten verstanden). Der Verlauf der großen mittelalterlichen Stadtmauer ist also in der Trasse der heutigen kölntypischen halbkreisförmigen Ringstraße vom Theodor-Heuß-Ring als nördliches Ende am Rhein bis zum Ubier-Ring als südliches Ende am Rhein noch zu erkennen. Die vorherige römische Stadtmauer umfasste das römische Köln und damit das Kerngebiet der späteren mittelalterlichen Stadt. Das römische Straßennetz und deren mittelalterlichen Verlängerungen sowie der Verlauf der mittelalterlichen Mauer prägen noch heute die Struktur der Kölner Innenstadt. 

Von dem halbkreisförmigen Ring dieser mittelalterlichen Stadtmauer sind als kulturelle Denkmäler im Stadtbild erhalten:

die drei großen Stadttore
  • Eigelsteintor im Norden (Ebertplatz), durch das die Nachfolgesstraße des früheren römischen Cardo Maximus (der Nord-Süd-Achse durch das römische Köln) und dessen Verlängerungen Eigelstein/Marzellenstraße im Norden durchführte
  • Severinstor im Süden (Chlodwigplatz), durch das die Nachfolgesstraße des früheren römischen Cardo Maximus und dessen Verlängerung Severinsstraße im Süden durchführte
  • Hahnentor im Westen (Rudolfplatz), das dem Vernehmen nach aus historischen Gründen erhalten blieb, weil im Mittelalter durch dieses Tor die in Aachen gekrönten Könige zum Besuch der Reliquien der Heiligen drei Könige im Dom in Köln eingezogen waren, und hinter dem die heutige Aachener Straße in der Trasse der römischen Fernstraße nach Westen führte
sowie von Norden nach Süden
  • das Kunibertstürmchen ("Weckschnapp") am nördlichen Ende der Mauer (am Rhein)
  • ein Mauerabschnitt und die Gereonsmühle (Mühlenaufbau auf einem Wehrturm) am heutigen Gereonswall im Nordwesten
  • ein Grabenfangteil in Nähe des heutigen Friesenplatzes im Westen (ausgegraben in einer Tiefgarage)
  • Wehrtürme und Mauerabschnitte in Nähe der Ulrepforte (Sachsenring)
  • die Ulrepforte (ein Stadttor mit Mühlenaufbau aus dem 15. Jhdt., umgebaut Ende 19. Jhdt.) im Südwesten
  • die Bottmühle im südlichen Mauerteilstück (Mühle auf einem stadtseitigen Wehrplateau ("Bott") in der Mauer)
  • der Bayenturm an der Süd-Ost-Ecke der Mauer am Rhein (in Nähe des heutigen Rheinauhafens)
Von den rheinseitigen Pforten ist nichts mehr erhalten.

Diese Denkmäler werden leider größtenteils vernachlässigt und nicht angemessen gepflegt. Sie werden überwiegend den Kölner Bürgern und den vielen Besuchern der Stadt nicht angemessen oder gar nicht  präsentiert. Siehe hierzu Mängelliste Kölner Denkmäler 

Mittelalterliches Köln/Hahnentor
Hahnentor
(Westtor der mittelalterlichen Stadtmauer)
Mittelalterliches Köln/Eigelsteintor
 Eigelsteintor         
 (Nordtor der mittelalterlichen Stadtmauer)  
Mittelalterliches Köln/Bayenturm
Bayenturm

(Südende der Stadtmauer am Rhein)  
Mittelalerliches Köln/Stadtmauer mit Gereonsmühle
Geronsmühle in der Stadtmauer
 (Mühle auf einem der Wehrtürme)  
Mittelalterliches Köln/Dreikünnige-Pötzje
Dreikünnije-Pötzje
(an St. Maria im Kapitol)

3.2 Bauwerke

In der mittelalterlichen Blütezeit Kölns entstanden
an bedeutenden historischen Bauwerken insbes.
  • der gotische Kölner Dom (Grundsteinlegung 1248) - das Wahrzeichen Kölns - und ein Ensemble Romanischer Kirchen (10. bis 13 Jhdt.), die zusammen mit dem Dom die  Bedeutung Kölns als Kulturstadt entscheidend mit prägen
  • die große mittelalterliche Stadtmauer (Teile erhalten; s. 2.1)
  • der Gürzenich (mittelalterliches Festhaus)
  • das Rathaus (mit Turm und Renaissance-Laube)
  • das Overstolzenhaus und andere historische Häuser
  • das frühchristliche Baptisteriums (Taufhaus mit Taufbecken aus dem ca. 6. Jhdt. n. Chr.) an der Dom-Ostseite
und einiges mehr. Siehe auch Themenseiten Kölner Bauwerke und Kölner Denkmäler.

11 der 12 erhaltenen Romanischen Kirchen waren im Mittelalter Kloster- oder Stiftskirchen. Daneben sind einige der mittelalterlichen Pfarrkirchen erhalten geblieben, die bis 1802 in unterschiedlicher Weise von den Stiften/Klöstern abhängig waren (Köln hatte seit dem Mittelalter mit 19 eine ungewöhnlich große Anzahl Pfarreien der katholischen Kirche!  Zum Vergleich: Augsburg und Trier je 6). Die erste jüdische Synagoge in Köln wird auf das 9. Jhdt. datiert. Die Juden hatten seit Anfang des 4 Jhdt. in Köln die größte jüdische Gemeinde in Deutschland; Köln war im 13./14. Jhdt. geistiges Zentrum des deutschen Judentums, bis schlimmerweise die Juden 1424 auch aus Köln vertrieben wurden.

Von der Residenz der Erzbischöfe, die seit 953 zugleich Kurfürsten von Kurköln und bis 1288 weltliche Herrscher von Köln waren, fehlt bis auf wenige - nicht zugängliche - Mauerteile jede Spur. Der erste Palast aus vermutlich dem 9. Jhdt. lag an der Südseite des alten karolingischen Doms. Um 1164 wurde ein neuer Palast an der Südseite des Domhofs errichtet. Nach der Schlacht bei Worringen 1288, nach der der Fürstbischof aus Köln vertrieben worden war, wurden die späteren großen Residenzen der Kölner Kurfürsten in Bonn und Brühl gebaut.


4. Die Handelsmetropole

Das mittelalterliche Köln hatte das Privileg, einerseits aus den Traditionen einer Römerstadt und einem Bischofssitz (seit Anfang 4. Jhdt., seit 795 Erzbischofssitz) hervorgegangen zu sein, andererseits aufgrund seiner hervorragenden Verkehrs-Infrastruktur (insbes. der Lage an einem großen Strom und im Zentrum von Fernstraßen) eine hervorragende Lage für den Fernhandel zu haben. Köln hatte also Merkmale aufzuweisen, aus denen sich - vor allem nach der Zuteilung des Herzogtums Lothringen (mit Köln) zum Ostfrankenreich im 9. Jhdt. und in Verbindung mit dem Stapelrecht von 1259 - im Hoch- und Spät-Mittelalter die große wirtschaftliche Bedeutung als Handelsstadt  ergab. In dieser Epoche hatte Köln eine enorme wirtschaftliche und politische Machtstellung und war Drehscheibe des Fernhandels nördlich der Alpen. Die hervorragende Verkehrs-Infrastruktur hat sich bis in's heutige moderne Köln erhalten. Köln war aber nicht nur Handelszentrum, sondern auch Produktionszentrum und handelte mit Alltagsgütern und Kunstschätzen. "Kölsch" oder "Kölnisch" wurde zu einem Markenbegriff  (= Zitat Museum Schnütgen, Ausstellung "Glanz und Größe des Mittelalters").

Die wirtschaftliche Blütezeit Kölns (vor allem als Handelsmetropole) begann im 10. Jhdt. und hatte ihren Höhepunkt im 12. - 15. Jhdt.. Im 11. Jhdt. waren Mailand, Köln und Venedig die ersten großen Handelsstädte ... und waren hierbei auch Schaltstellen des kulturellen Austauschs. Für den Handelsplatz Köln hatte das der Stadt 1259 vom Erzbischof Konrad von Hochstaden verliehene Stapelrecht eine sehr große Bedeutung. Im Hoch- und Spätmittelalter hatte die Stadt eine enorme wirtschaftliche und politische Machtstellung und war Drehscheibe und Warenumschlagsplatz des Fernhandels nördlich der Alpen. Hierbei wurde Köln, wie schon erwähnt, durch die Lage am Rhein und im Zentrum von Fernstraßen begünstigt. Im 16. Jhdt. wurde dann Antwerpen zeitweise zur wichtigsten Handelsstadt Europas. Im 30-jährigen Krieg (1608 - 1648) ist Köln nie ernsthaft bedroht oder gar eingenommen worden ist. Ganz im Gegenteil profitierte die Stadt durch ihre Neutralität mit Waffenhandel sowie als Fluchtburg und Finanztransaktionsplatz.

Köln hatte im Mittelalter eine eigene Längenmaßeinheit (Kölner Elle) und ab dem 11. Jhdt. eine eigene Gewichtsmaßeinheit  (Kölner Mark). Die Kölner Mark war im Mittelalter die wichtigste deutsche Grundgewichtseinheit und wurde 1524 als Grundgewicht für die Münzprägung im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation  festgelegt. Bis 1857 bezogen sich die Reichs- und viele Landesmünzordnungen auf die Kölner Mark. 1474 erhielt die Stadt das Münzrecht und konnte eigene Münzen prägen, ein Recht, dass bis dahin seit dem 11. Jhdt. nur dem Kurfürst/Erzbischof zustand, der seine Münzen nach der Vertreibung 1288 außerhalb prägen ließ.

Plätze
Eng verbunden mit Köln als Handelsmetropole sind die großen mittelalterlichen Plätze zu erwähnen:
die historischen Altstadt-Plätze Heumarkt und Alter Markt mit einer 2000-jährigen Geschichte. Diese heutigen - zur lebhaften Altstadt-Szene im neuzeitlichen Köln zählenden - großen Altstadt-Plätze lagen im frührömischen Köln noch im Gebiet eines Rhein-Nebenarms. Nach dessen Verlandung ab vermutlich Mitte des 2. Jhdt. wurde aus diesem Gebiet ein großer Platz, der mit dem Bau der erzbischhöflichen Münze im 10. Jhdt. in zwei Plätze aufgetrennt wurde (mit den späteren Namen Alter Markt und Heumarkt). Dort entstanden Handwerkssiedlungen und ein große Marktplatz.

Von diesen zwei großen Plätzen ist vor allem der Heumarkt zu erwähnen. Eine Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum (10.12.2016 - 14.05.2017) zeigte die Bedeutung dieses riesigen Platzes von der Römerzeit bis heute. Der Heumarkt wurde im Mittelalter ein großer Marktplatz und Handelszentrum. Er war mittelalterliche Hinrichtungsstätte, Ort für Auftritte der mittelalterlichen Kaiser, ein nobles Wohnviertel mit vielen mittelalterlichen Prachtbauten und ab 1580 Standort der Kölner Börse. In der frühen Neuzeit und bis heute wurde der Heumarkt Ort für die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Der Heumarkt wird heute u. a. genutzt als einer der großen Kölner Weihnachtsmärkte, als zentraler Veranstaltungsort am CSD-Wochenende, als Weinmarkt im Frühlung, für Karnvalsveranstaltungen am 11. im 11. und zu Weiberfastnacht, für die 1- Mai-Kundgebungen und viele andere politischen Veranstaltungen,  als Treffpunkt bei sonstigen großen Ereignissen in Köln und vieles mehr. Außerdem ist der Heumarkt der Eingang in die Altstadt-Szene mit ihren vielen Gaststätten und Brauhäusern sowie die Einkaufsmeilen. Und der Alter Markt liegt direkt nebenan. Leider ist dieser riesige Heumarkt in seiner südlichen Ecke von den Nazis mit einer Verkehrsachse zerschnitten worden, eine Bausünde, die leider bisher nicht beseitigt worden ist. Heute zerschneidet eine Stadtbahntrasse dort den Platz und nimmt ihm etwas von seiner Größe.

In unmittelbarer Nähe des Alter Markt befindet sich seit der Stadtgründung das politische und kulturelle Zentrum der Stadt. Im römischen Köln befand sich westlich des Platzes (anfangs des vorgenannten Rheinarms) das Praetorium, der Palast und Sitz des Statthalters und politisches Zentrum der Colonia. Im Mittelalter und auch in der Neuzeit steht am Platz des römischen Praetorium das Kölner Rathaus mit dem imposanten Rathausturm. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Alter Markt befinden sich die bedeutendsten Museen der Stadt: das Wallraf-Richartz-Museum, das Museum Ludwig, das Römisch-Germanische Museum und (im Bau) das "MiQua. Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln".

Stapelrecht
Im Mittelalter wurden die vom Meer über den Rhein herangebrachten Waren vom Schiffstyp Niederländer (geeignet für die große Wassertiefe des Niederrheins) auf die Oberländer (geeignet für die geringere Wasssertiefe des Mittel- und Oberrheins) umgeladen.
Für den Handelsplatz Köln hatte das der Stadt 1259 vom Erzbischof  Konrad von Hochstaden verliehene Stapelrecht eine sehr große Bedeutung, denn damit mußten fortan alle auf insbes. dem Transportweg Rhein, aber auch auf dem Landweg transportierten Waren in Köln zwangsweise abgeladen („gestapelt") und anboten werden. Die Durchfahrt der Schiffe wurde durch ein Gitter im Rhein unterbunden. Köln und die Kölner Kaufleute hatten durch diesen Zwangsumschlag auf diese Waren ein 3-tägiges Erstzugriffsrecht. Damit wurde die Stellung der Stadt als Drehscheibe der europäischen Warenströme gefestigt. Das Stapelrecht wurde erst 1831 von den Preußen als Folge der Beschlüsse auf dem Wiener Kongress (1815) aufgehoben.

Hanse
Von 1383 (erste Teilnahme Kölns am Hansetag) bis
1669 (letzte Teilnahme am Hansetag) war Köln Mitglied der Hanse, einer Organisation von Kaufleuten in Fernhandels-Städten, der im Mittelalter (14. - 16. Jhdt.) rund 70 große und über 100 kleinere Städte (insges. bis zu 200) in mehreren Ländern angehörten. Zitat Wikipedia: "Insgesamt gab es rund 200 Orte, die zu irgendeinem Zeitpunkt direkt oder indirekt der Hanse angehörten. Der Zeitpunkt der Betrachtung ist entscheidend, denn Aus- und Eintritte, Zusammenschlüsse und Verfeindungen waren an der Tagesordnung. Beim letzten Hansetag 1669 in Lübeck waren nur noch neun Städte vertreten: Lübeck, Hamburg, Bremen, Braunschweig, Danzig, Hildesheim, Köln, Osnabrück und Rostock." Handelstage gab es seit 1356 bis zum letzten Treffen 1669. Köln nahm 1383 erstmalig an einem Hansetag der Städte-Hanse teil.

5. Die Pilgerstadt

Von großer religiöser und zugleich wirtschaftlicher 
Bedeutung für das Mittelalterliche Köln war, dass Köln mit 500 000 Pilgern/Jahr zusammen mit Rom und dem nordspanischen Santiago de Compostella eine der 3 bedeutendsten Wallfahrtsorte in jener Zeit war. Es war auch einer der zentralen Sammelpunkte der Pilgerwege zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostella ("Jakobsweg"). Das mittelalterliche "Sancta Colonia" (Heiliges Köln, kölsch "Hillijes Köln")  war  aufgrund seiner unvergleichlichen Sakrallandschaft und seiner vielen Heiltümer und der damit verbundenen religiösen Bedeutung ein großer Anziehungspunkt für die Pilger.

Diese mittelalterliche Sakrallandschaft Kölns bildeten die sehr vielen - zum Teil einzigartigen - Kirchen und Kapellen und die im damaligen Deutschland mit Abstand größte Zahl an Pfarrbezirken der katholischen Kirche (19). Um 1500 sollen es mehr als 300 Gotteshäuser gewesen sein. In einem mittelalterlichen Reisebericht hieß es: "... soviel wie das  Jahr Tage hat". Zitat Förderverein Romanische Kirchen/Nov.  2010: "Bis zum Umbruch im 19. Jhdt. gab es 168 öffentliche Kirchen und Kapellen und fast ebenso viel private und Kloster-Kapellen.". Herzstück der einzigartigen Kirchenlandschaft waren die großen Stifts- und Klosterkirchen. 11 dieser Kirchen bilden das heutigen Ensemble der 12 großen  Romanischen Kirchen Kölns. Die Stifte und Klöster hatten eigene Rechte in der frühen mittelalterlichen Stadt.
Den unvergleichlichen mittelalterlichen Reliquienschatz der Sancta Colonia bildeten vor allem
- die 1164 nach Köln überführten Gebeine der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom - siehe Abschnitt D/Daten -, die ja auch als 3 Kronen in das Stadtwappen aufgenommen wurden sowie noch heute in städtischen Urkunden enthalten sind und z. B. mit dem Wappen und Figürchen die Amtskette des Oberbürgermeisters zieren,
- die 1121 gefundenen und seitdem verehrten (vorgeblichen) Reliquien des Hl. Gereon
und seiner Gefährten und
- die im  12. Jhdt. gefundenen (vermeintlichen) Gebeine der legendären Heiligen Ursula und ihrer laut der Legende 11 (später 11000) Begleiterinnen, ebenfalls im Stadtwappen verewigt,  sowie 

- unzählige weitere Reliquien von Heiligen wie St. Severin u. a. und
wie zuvor auch der Petrusstab und Teile der Petruskette (heute in der Dom-Schatzkammer).

Pilger aus ganz Europa suchten vor allem die "Spitzen-Reliquien" als Heiltümer auf. Der mittelalterliche Reliquien
schatz Kölns in Kirchen und Kapellen soll mehr als 800 Heilige enthalten haben und war nach Rom der größte aller europäischen Wallfahrtsorte. Der Titel "Sancta Colonia" im Zusammenhang mit dem Stadtnamen führte Köln seit dem 12. Jhdt. als eine von 4 christlichen Metropolen (neben Rom, Byzanz und Jerusalem) ("Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis FiliaHeiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche getreue Tochter"). "Heiliges Köln" war ein gängiger Begriff im Mittelalter.

Vor allem die Reliquien der Hl. Drei Könige im Kölner Dom als Wallfahrtskirche gehörten für unzählige einfache Pilger und auch für die europäischen gekrönten Häupter und Fürsten zum Pflichtprogramm. Die Könige und Fürsten haben wohl über die damals an der Ostseite des Doms gelegene Kirche St. Maria ad gradus (Baubeginn vor 1075) den Dom betreten bzw. verlassen.
Eine Art Pilgerweg war auch die sog. Krönungsstraße vom nahegelegenen Aachen nach Köln (innerhalb Kölns die heutige Aachener Str.), über die im Mittelalter die im Aachener Dom vom Kölner Erzbischof gekrönten deutschen Könige nach Köln zu den Reliquien der Heiligen Drei Könige pilgerten.
Der weltberühmte Schrein der Heiligen drei Könige wurde von 1190 bis um 1230 durch den Goldschmied Nikolaus von Verdun erstellt. Daneben waren die Reliquien der Hl. Ursula bei den Pilgern begehrt. Die vielen Gräberfelder und die unerschöpfliche Quelle der Ursula-Reliquien führte außerdem im Hoch-Mittelalter zu einem beträchtlichen Reliquien-Handel und -Export in den typischen hölzernen Kölner Ursula-Büsten. 

Die Reliquien der Hl. Drei Könige waren für die Stadtentwicklung Kölns im Mittelalter von großer Bedeutung. Sie galten als ungemein wichtige Reliquien und führten zu großen Pilgerströmen nach Köln und waren maßgebend für die Entwicklung Kölns zur Pilgerstadt. Und sie waren Auslöser für den Bau des gotischen Kölner Dom, der heute der größte Touristenmagnet Kölns ist! Die Reliquien sollen der Legende nach von der Heiligen Helena (Mutter des römischen Kaisers Konstantin) bei einer Palästina-Reise 326 dort aufgefunden und nach Konstantinopel (heute Istanbul) gebracht worden sein. Von hier gelangten sie später (ca. 5 Jhdt.) nach Mailand und sind in dort in der Capella dei Magi der Basilica di Sant'Eustorgio erstmals geschichtlich erwähnt. 1162 wurden sie eine Kriegsbeute des Kaisers Friedrich I Barbarossa nach der Einnahme des Widerstandszentrums Mailand. Barbarossa schenkte diese Reliquien dem Kölner Erzbischof Reinald von Dassel (EB 1159 - 1167) in dessen Funktion als Reichskanzler für Italien und engstem Vertrauten, der dieses Geschenk 1164 von Mailand nach Köln überführte. Nach einer - historisch zwar nicht belegten, aufgrund der sakralen und städtischen Bedeutung dieser Kirche im Mittelalter aber durchaus plausiblen - Legende sollen diese Reliquien 1164 durch den romanischen Vorgängerbau des heutigen gotischen "Dreikünnije-Pötzje" (Dreikönigen-Pforte) neben St. Maria im Kapitol in diese Kirche und damit den Kirchenraum Köln eingeführt worden sein. 1903 wurden Teile dieses wertvollen  Reliquienschatzes nach Mailand zurückgegeben.

Nach Ansicht der meisten Historiker gibt es wenig bis keine belastbare historische Nachweise für die Hl. Drei Könige und damit auch nicht für deren Gebeine. Sie sind nur einem der 4 Evangelien, dem Matthäus-Evangelium, erwähnt und werden dort "Magi" (Weisen) genannt (ohne die Zahl 3!). Hieraus leitete sich die frühere Benennung "Weisen aus dem Morgenland" ab. "Könige" (zunächst ohne Zahl, später 3 Könige und sodann sogar mit Namen) wurden sie es erst viel später. Und es gibt keinerlei historischen Belege für die Existenz der Hl. Ursula und damit deren Geschichte. Damit handelt sich bei den Königen höchstwahrscheinlich und bei Ursula sicher um Legenden. Wenn man bedenkt, dass es damit  für die beiden mittelalterlichen Kölner "Spitzen-Reliquien" wenig bis keine Nachweise gibt, gab es im Mittelalter in Köln offenbar geniale - heute würde man sagen - Touristik-Marketing-Manager. Das mittelalterliche Köln wurde nicht zuletzt deswegen eine Pilger-Hochburg und ein Zentrum des Reliquienhandels.
 
Die erste christliche Gemeinde in Köln wird für das 2./3. Jhdt. vermutet. Im Jahr 313 ist mit Maternus der erste Kölner Bischof verbrieft und bei den Ausgrabungen unter dem Kölner Dom sind Reste eines ersten Gebetsraums aus dem 4. Jhdt. gefunden worden. Zur römischen Zeit dürfte es auch eine erste jüdische Gemeinde gegeben haben.
Ein Erlass des römischen Kaisers Konstantin I von 321 mit der Erlaubnis, Juden in den Stadtrat aufzunehmen, gilt als Beleg für die Gründung der ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen im 3./4. Jhdt. in Köln.

6. Statistische Daten

Köln existiert seit um 19 v. Chr. als befestigte Siedlung und
ab 50 n. Chr. (= Bezugsjahr für die 2000-Jahr-Feier Kölns!) mit den Stadtrechten einer Colonia (Stadt römischen Rechts). Andere Städte römischen Ursprungs feiern übrigens ihr Jubiläum in Bezug auf ihre Gründung (wie 1984 das 16 v. Chr. gegründete Trier); bei gleicher - eigentlich richtigen - Vorgehensweise hätte Köln schon 1981 dieses Jubiläum begehen sollen.

Die Gründer Kölns sind
  • als Erstgründer
    • der römischen Statthalter und Feldherr Agrippa, der um 19 v. Chr. die Ubiersiedlung Oppidum Ubiorum gegründet hat, und
    • der Princeps  Augustus, der zum Zeitpunkt der Gründung der Ubiersiedlung das Römische Imperium regierte und die Siedlung ab ca. 7 v. Chr. zur späteren Größe und Bedeutung ausbauen ließ, sowie
  • der römische Kaiser Claudius, der auf Veranlassung seiner im Oppidum Ubiorum geborenen Frau Agrippina Köln  50 n. Chr. die Stadtrechte einer Colonia mit dem Namen "Colonia Claudia Ara Agrippinensium" verliehen hat.
Oftmals wird wegen Beteiligung an der Verleihung des Rangs einer Colonia auch Agrippina als Stadtgründerin genannt.

Einwohner- und Flächenentwicklung Kölns bis zur frühen Neuzeit

Epoche
Jahr
Einwohner
Fläche (ha)
Anmerkung

römisches Köln

*
ca. 20 000 (bis 40 000) *
97
< * römische Blütezeit
mittelalterliches Köln




um 940

122
nach Abschluss der 1. mittelalterlichen Stadterweiterung
1106
ca. 12 000 223
nach der 2. mittelalterlichen Stadterweiterung
1180 ca. 20 000 - 30 000 401
nach der 3. mittelalterlichen Stadterweiterung
ab 13. Jhdt um 40 000
1500
um 40 000
frühes neuzeitliches Köln

mit noch mittelalterlichen Strukturen
bis um 1794
1670 37 000
1794 44 500 770 mit Grenzen nach der französischen Besetzung
1816 49 300 1815 Eingliederung in Preußen
Gesamtentwicklung unter Kölner Stadtgeschichte

Quelle: Fläche und Einwohner amtlichen Zahlen (Statistisches Jahrbuch 2012 der Stadt Köln - Einwohner ab Ende des Mittelalters! -.  Hinweis:  Alle Einwohnerzahlen - auch aus amtlichen Quellen - vor dem späten Mittelalter (vor 15. Jhdt.) sind als grobe Schätzungen anzusehen. Genauer sind hingegen die Flächenangaben.

  Mittelalterliche Herrschaftstrukturen in Köln zusammengefasst
  •   953 - 1288 absolutistische Herrschaftsgewalt der Fürstbischöfe als geistliches und zugleich weltliches Oberhaupt  (ab um 1200 mit Organen der Bürgerschaft)
  • 1288 - 1396 oligarchische Herrschaft der Geschlechter (einige Patrizierfamilien) in einer de facto Freien Reichsstadt
  • 1396 - 1794 Herrschaft der Bürger (Herrschaft der in den Gaffeln organisierten Kaufleute und Zünfte) auf der Basis des Verbundbriefes von 1396 und ab 1475 auch de jure in der Freien Reichsstadt Köln, die erst mit der Besetzung durch die Franzosen  endete
  Politische Zugehörigkeiten Kölns in seiner über 2000-jährigen Geschichte im Überblick
  • um 19 v. Chr. bis um 420/spätestens um 455 n. Chr.: antikes Römisches Imperium (ab 50 n. Chr. in dem Status einer Colonia)
  • um 455 bis 962: fränkische Reiche
  • 962 bis 1794: Römisch-deutsches Kaiserreich (ab 15. Jhdt. Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation)
    • ab Mitte des 10. Jhdt. innerhalb des Kurfürstentums Köln (Kurköln),
    • ab 1288 de facto und ab 1475 de jure als Freie Reichsstadt
  • 1794 bis 1814 nach der Besetzung durch die Franzosen: Französisches Reich (offizielle Eingliederung: 1801)
  • 1815 bis 1871: Königreich Preußen  (bis 1866 im Deutschen Bund)
  • 1871 bis 1918: Königreich Preußen (im Deutschen Kaiserreich)
  • ab 1918: deutsche Republiken (seit 1949 Bundesrepublik Deutschland/Bundesland Nordrhein-Westfalen)
Das Kurfürstentum Köln exisierte von Mitte des 10. Jhdt. bis 1801/1803 (aber faktisch ab der Schlacht von Worringen 1288 und juristisch ab 1475 ohne das Stadtgebiet Kölns). Ein Hinweis für engagierte Kölner im modernen "Wettstreit" mit der rheinischen Nachbarstadt: Ein Nebenergebnis der Schlacht von Worringen war, dass der mitsiegreiche Graf von Berg 1288 dem damals noch kleinen unbedeutenden Anwesen Düsseldorf die Stadtrechte verlieh; anders gesagt waren die mitsiegreichen Kölner Bürger indirekt an der Gründung Düsseldorfs beteiligt.



Informationen und Fotos zu Bauwerken und Fundstellen der mittelalterlichen  Epoche Kölns siehe Seiten Kölner Bauwerke (mit den Detail-Themen Köln Dom und Romanische Kirchen Kölns) und Kölner Denkmäler.


D. Datensammlung: Wichtige Geschichtsdaten zum Mittelalterlichen Köln* (bis zur frühen Neuzeit)

Kölner Wappen Epoche
Teil-Epoche
Daten der Stadtgeschichte von Köln - Rheinmetropole und alte Römerstadt
- Mitteltalterliches Köln -


Das mitttelalterliche Köln

Cöllen
Frühmittelalterliches fränkisches Köln

Mitte 5. Jhdt. -
Mitte 10. Jhdt.



  • Um 455 Das vormalige römische Köln wird von den ripuarischen Franken (Rheinfranken) besetzt und ab ca. 460 Residenzstadt deren Teilreiches (bis  507; erster König ab um 460/470: Sigibert von Köln).
  • 507 Der Merowinger Chlodwig I (König 482 - 511 ) wird in Köln (möglicherweise in der Kirche St. Gereon) zum König aller Franken ausgerufen; Köln fällt damit an das Frankenreich der Merowinger und 751 nach der Ablösung der Merowinger an das Frankenreich der Karolinger.
  • 795 Das Bistum Köln wird durch den Karolinger-König Karl den Großen (ab 800 Kaiser) zum Erzbistum erhoben; sein Berater Hildebold (Bischof seit  ca. 787)  wird erster Kölner  Erzbischof (795 - 818). Zur Kirchenprovinz Köln gehörte im Mittelalter ein riesiges Gebiet mit dem Metropolitan- (Erz-) Bistum Köln und den Suffragan-Bistümern Lüttich (bis 1559), Utrecht (bis 1559),  Münster, Osnabrück (bis 1995),  Minden (bis um 1648) und Bremen (bis 848/870).
  • 843 fällt Köln mit der Aufteilung des Frankenreiches an das fränkische Mittelreich (Lotharingien) und 870 bis 911 mit der neuerlichen Aufteilung an das Ostfranken-Reich der Karolinger. 
  • 870 Der "Alte (karolingische) Dom" (Vorläufer des heutigen gotischen Doms) wird eingeweiht (Baubeginn um 850). 
  • 925 Das Herzogtum Lothringen (mit Köln) gehört nach einer zwischenzeitlichen Unterbrechung wieder dem Ostfrankenreich (als  Vorläufer des Römisch-deutschen Kaiserreichs und des späteren "Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation") zugeschlagen (unter Heinrich I, der als Vorbereiter des Deutschen Reiches gilt) . Damit beginnt der Aufstieg Kölns zur Handelsmetropole.
  • Spätestens ab um 940 erste mittelalterliche Stadterweiterung durch Einbeziehung der ehemaligen römischen Rheinvorstadt (nach neueren Ausgrabungsergebnissen vermutlich jedoch schon in spätrömischer Zeit /4. Jhdt. begonnen).
Kurfürstliches Köln

Mitte 10. Jhdt. -
Ende 13. Jhdt.

  • 953 Brun/Bruno I (Bruder des Königs/Kaisers Otto I) wird Erzbischof von Köln und im Auftrag des Königs Herzog von Lothringen. Bruno I ist somit in Köln als erster geistliches Oberhaupt seines Erzbistums und zugleich weltliches Oberhaupt seines Herzogtums und damit erster Stadtherr von Köln. Die Kölner Erzbischöfe erhalten damit eine faktisch absolutistische Macht, die im Kölner Stadtgebiet 1288 nach der Schlacht von Worringen endet.
  • Ab 962 Köln gehört zum mit der Kaiserkrönung Otto I neu gebildeten Römisch-deutschen Kaiserreich (später" Heiliges Römisches Reich deutscher Nation"). Otto I (König ab 936, Kaiser 962 - 983) gilt als Begründer des Kaiserreichs; er hielt bis 965 mehrer Hoftage in Köln ab.
  • 969-976 Gero Erzbischof von Köln; er bringt Prinzessin Theophano als Braut Otto II von Byzanz nach Rom und stiftet das Gero-Kreuz im Dom.
  • Anfang 11. Jhdt. Das Fürstentum Köln erhält das Münzrecht.
  • 1028 Der Kölner Erzbischof erhält das Krönungsrecht im Heiligen römischen Reich für die in Aachen zu krönenden Könige; 1031 wird er auf Dauer Erzkanzler für Italien.
  • Ca. 1030 Geburt des späteren Hl. Bruno von Köln (um 1030 - 1101), des Gründers der Grande Chartreuse (Große Kartause/Kartäuserordens (1084), im lateinischen Abendland bis in frühe Neuzeit der bekannteste Kölner.
  • 1049 Papst Leo IX besucht Köln.
  • 1056 - 1075 Anno II Erzbischof von Köln, eine Phase mit weiteren wichtigen Stadtausbauten und Kirchen- und Stifts-Bauten.
  • 1054 Krönung des Heinrich IV (bekannt u. a. durch den Gang nach Canossa 1077) durch den  Kölner Erzbischof.
  • Ab dem 11. Jhdt. wird das Erzstift Köln (Kurfürstentum Köln/ "Kurköln") mehrfach gebietsmäßig ausgeweitet.
  • 1074 Kölner Bürger rebellieren erstmalig gegen die weltliche Macht des Erzbischofs (Anno II); der Aufstand wird zwar blutig niedergeschlagen, der Selbstverwaltungswille der Kölner Bürger bleibt aber - wie sich später zeigt - erhalten.
  • 1106 Kaiser Heinrich IV verleiht den Kölnern  im Zusammenhang mit dem Machtkampf um die Krone mit seinem Sohn, Heinrich V., das Befestigungsrecht (allerdings noch in Befestigungs-Hoheit des Erzbischofs), ein wichtiger Schritt der Entwicklung zur Freien Reichsstadt. Ausgelöst wird damit die zweite Stadterweiterung mit einer ersten Umwallung.
  • 1114 Die sog. Sondergemeinden Kölns schließen sich zur Stadtgemeinde zusammen.
  • 1130 Beginn der schriftlichen Archivierung der Kölner Geschichte in "Schreinsbüchern" (erstes Archiv 1409).
  • 1135 Das Haus der Bürger (Rathaus) wird erstmals erwähnt (als ersters Rathaus Europas). Ein Neubau erfolgt in der 1. Hälfte des 14. Jhdt.
  • 23.07.1164 Überführung der Reliquien der "Heiligen Drei Könige" durch den Erzbischof und Reichskanzler für Italien Reinald von Dassel (EB 1159 - 1167) von Mailand nach Köln. Die Gebeine der "Heiligen Drei Könige"waren eine Kriegsbeute des Kaisers Friedrich I Barbarossa nach der Einnahme des Widerstandszentrum Mailand 1162 und ein Geschenk an den Kölner Erzbischof. Hiermit wird Köln einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Europas, der in großer Anzahl Pilger und Könige zu Pilgerfahrten nach Köln anlockt. Die Überführung dieser Reliquien war überdies der Auslöser des Baus des gotischen Kölner Doms an der Stelle des karolingischen Vorläuferdoms!
  • 1180 dritte mittelalterliche Stadterweiterung und Abschluss des mittelalterlichen Stadtumbaus sowie Beginn des Baus der mittelalterlichen Befestigungsanlage mit der großen Stadtmauer. 
  • 1180 - um 1260 Bau der mittelalterlichen Stadtmauer.
  • um 1190 - 1230 Erstellung des Schreins der Heiligen drei Könige, das bedeutendste und größte europäische Werk mittelalterlicher Goldschmiedekunst und der berühmteste Reliquien-Sarkophag der Welt, durch den Goldschmied Nikolaus von Verdun (= erster namentlich bekannter Kölner Künstler)
  • Um 1200 bildet sich erstmalig ein Kölner Rat als Organ der Bürgerschaft neben der absolutistischen Macht des Fürstbischofs (eine größere Machtentfaltung des Rates folgt im Laufe des 13. und im 14. Jhdt.).
  • 15.08.1248 Grundsteinlegung für den gotischen Kölner Dom durch Erzbischof Konrad von Hochstaden (EB 1238 - 1261); Chorweihe 1322, Baustopp um 1530, Weiterbau und Fertigstellung 1842 bis 1880. 
  • 1248 Gründung der ersten Ordensschule auf deutschem Boden ("Studium Generale") durch Albertus Magnus.
  • 1258 Großer Schied, eine Einigung nach langem Streit zwischen dem Erzbischof  Konrad von Hochstaden und der Kölner Bürgerschaft, an den sich der EB zwar nur ein Jahr lang gehalten hat, der dennoch ein wichtiger Meilenstein zu einer Kölner Stadtverfassung war.
  • 1259 Verleihung des Stapelrechts an die Kölner Bürgerschaft durch den Erzbischof Konrad von Hochstaden. Dies hatte große Bedeutung für den Handelsplatz Köln, denn damit hatten Köln und die Kölner Kaufleute bis 1831 das Umschlags- und ein 3-tägiges Erstzugriffsrecht auf alle  insbes. auf dem Transportweg Rhein, aber auch auf dem Landweg in Köln zwangsweise umzuladenden Waren. 
  • 1262 Schlacht am Bayenturm der Kölner Bürger gegen den Erzbischof Engelbert II, der verliert und 1268 vertrieben wird. Der Bayenturm (am Südende der Stadtmauer) wird zum Freiheitssymbol der Kölner Bürger.
  • 15.10.1268 Schlacht an der Ulrepforte; der Versuch des Erzbischofs, in die Stadt zurückzukommen, wird von den Kölner Bürgern verhindert.
Köln als Freie Reichsstadt

  Ende 13. Jhdt. (1288) -
um 1500 und
 frühe Neuzeit (bis 1794)
  • 1288 Schlacht von Worringen im Limburger Erbfolgestreit mit dem Sieg der Kölner Bürger an der Seite des Herzogs von Brabant und seiner Verbündeten gegen den Grafen Heinrich von Luxemburg im Bündnis mit insbes. dem Kölner Erzbischof/Kurfürsten.  Köln wird danach de facto Freie Reichsstadt. Der Erzbischof (Siegfried von Westerburg, 1275 - 1297) verliert die weltliche Herrschaft über die Stadt Köln. Residenzstädte des Kurfürstentums Kölns ("Kurköln") werden fortan Bonn und Brühl. Die Macht in der Stadt Köln geht an Patrizierfamilien (die Geschlechter) über. Köln bleibt aber Sitz des Metropolitan-Bistums.
  • Ab dem 13. Jhdt. (1257 bis 1803) gehört der Erzbischof von Köln/Kurfürst von Kurköln zu den 7 bedeutendsten Kurfürsten, die den römisch- deutschen König (mit der Anwartschaft auf das römisch-deutsche Kaisertum) küren dürfen. Dies waren: Die Fürstbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Marktgraf von Brandenburg und der König von Böhmen.
  • Mitte 14. bis 17. Jhdt. militärische Verbesserungen der Stadtmauer durch Vorfeldeinrichungen (2. Graben, Bollwerke und Bastionen).
  • 1334 Stifterurkunde für eine Kartause des Kartäuserordens (gegründet vom Hl. Bruno aus Köln) in der heutigen Kölner Südstadt, was dazu beitrug, dass Köln eine starke Bastion des kath. Glaubens wurde. 
  • 1350 - 1550 Zeit der Kölner Malerschule (Altkölner Malerei), eine herausragende Phase künstlerischen Schaffens in Köln (sozusagen Begründung der Kulturmetropole Köln; Gemälde dieser Epoche im Wallraf-Richartz-Museum). 
  • 1367 Hansetag im neugestalteten Rathaus (noch ohne Teilnahme Kölns). 
  • 1371 Weberschlacht, Ende der Macht der Weberzunft.
  • 1383 Erste Teilnahme Kölns an einem Hansetag der Städte-Hanse, einem Bund der Fernhandels-Städte (Handelstage seit 1356, letztes Treffen 1669). 
  • 1388 Gründung der Kölner Universität  (mit Prag, Wien und Heidelberg eine der ersten Unis im damaligen Reich und die erste von der Bürgerschaft begründete Uni in Deutschland). Zwischen 1798 und 1919 war die Uni Köln zwangsweise geschlossen.
  • 1396 Ende der oligarchischen Patrizier- (Geschlechter-) herrschaft; die 22 Gaffeln (Wahlgemeinschaften der Kaufleute und die Handwerkerzünfte, die sog. "Ämter") übernehmen die Macht. Die Rechte der Kölner Bürger ("Bürger" im damaligen Sinne, nicht im heutigen demokratischen Verständnis!) werden niedergelegt im Verbundbrief  vom 14.09.1396 (= erste städtische  Verfassung!). Die Gaffeln übernehmen auch die Verteidigungsaufgaben an der Stadtmauer.
  • 1409 Die seit 1130 gesammelten Archivarien werden im Rathausturm untergebracht, der damit zum Vorläufer des Historischen Archivs der Stadt Köln wird.
  • 1424 Vertreibung der Juden aus Köln, die seit dem Anfang des 4 Jhdt. in Köln die größte jüdische Gemeinde in Deutschland hatten. Die Synagoge inmitten des Judenviertels neben dem Rathaus wurde 1426 in die Ratskapelle "St. Maria in Jerusalem" umgewandelt. Das Ansiedlungsvervot für Juden endete erst 1794 mit der Besetzung durch die Franzosen.
  • Um 1442 Stephan Lochner fertigt sein Gemälde "Altar der Stadtpatrone", das als Spiegelbild für das Selbstbewußtsein der Freien Reichsstadt gilt und heute im Dom ausgestellt ist.
  • 1447 Eröffnung des mittelalterischen repräsentativen Festhauses Gürzenich.
  • 1474 Erstellung einer ersten Stadtansicht von Köln. 1531 folgte der erste monumentale Holzschnitt als Geschenk für den in Köln gewählten König Ferdinand, der in diesem Jahr mit Kaiser Karl V Köln besuchte. Aus 1571 stammt der berühmte Mercatorplan mit einer Draufsicht auf  die Stadt.
  • 1474 Die Stadt Köln erhält ihr eigenes Münzrecht und kann eigene Münzen prägen.
  • 19.09.1475 Kaiser Friedrich III erhebt Köln mit dem Reichsstadtprivileg nun auch de jure zur Freien Reichsstadt ("des heiligen Reiches  freie Stadt"); dieser Status bleibt bis zur Besetzung durch die Franzosen 1794 erhalten.
        nach 1500:
  • 1505 und 1512 Reichstage mit König/Kaiser Maximilian in Köln.
  • 1512/1513 Aufstand der Gaffeln gegen den Rat, Ergänzung des Verbundbriefes durch den Transfix-Brief.
  • Nach 1517 bleibt in Köln als einziger Reichsstadt und anders als z. B. in Nürnberg die Reformationsbewegung Martin Luthers ohne Wirkung; Köln bleibt katholisch.
  • 1531 Besuch des Kaisers Karl V (Kaiser 1530 - 1556).
  • 1553 Gründung der Kölner Börse.
  • Ab 1570 auf Plänen erstmals Darstellung des Kölner Bauers (als Symbol für die städtische Freiheit) und der Kölner Jungfrau (als Symbol  für die Treue zum Reich), heute Figuren des Dreigestirns im Kölner Karneval.
  • 1578 - 1589 Der flämische Barock-Maler Peter Paul Rubens  (*1577 Siegen - dorthin war seine Familie geflüchtet -, † 1640  Antwerpen) verbringt seine Kindheit in Köln. Die Familie wohnte in der damaligen Nobelstrasse Sternengasse im Pfarrsprengel von St. Peter (Pfarrkirche neben dem damaligen Stift St. Cäcilien), die auch seine Taufkirche war und in der sein Vater begraben wurde.
  • 1583 - 1588  Kölnischer (Truchsessischer) Krieg zwischen Truppen des zum Protestantentum gewechselten und deshalb abgesetzten Kölner Erzbischofs/Kurfürsten Gebhardt Truchsess von Waldburg mit in diesem Krieg siegreichen katholischen bayerisch-spanischen Truppen seines Nachfolgers Ernst von Bayern. Der Sieg der katholischen Truppen verhindert die Verwandlung von Kurköln in ein erbliches protestantisches Fürstentum. Der Nordwesten des Reiches bleibt katholisch! 
  • 1618 Grundsteinlegung für das letzte repräsentative Bauwerk  im mittelalterlichen Köln, die Jesuitenkirche St. Maria Himmelfahrt  (Weihe 1678).
  • 1618 - 1648 Köln bleibt im 30-jährigen Krieg neutral und wird auch nicht erobert. 1632 wird Köln im Zuge des  Krieges von den Schweden bedroht (Besetzung der rrh. und damals noch selbständigen StadtDeutz).
  • 1686 Hinrichtung des Nikolaus Gülich (nach der letzten Rebellion gegen Misswirtschaft und Korruption im Kölner Rat).
  • Ende 17. u. 18. Jhdt.  vorübergehender wirtschaftlicher Niedergang und Verfall der Reichsstadt.
  • 1709 Der Italiener Johann Maria Farina gründet in Köln die erste Parfümfabrik der Welt; damit beginnt die weltweite Verbreitung des "Kölnisch Wassers".
  • 1723 - 1761 Clemens August I von Bayern Erzbischof von Köln; er erbaut als Kurfürst von Kurköln u.a. die Brühler Schlösser Augustusburg und Falkenlust.
  • 1794 Franz. Truppen besetzen Köln und beenden den Status Kölns als Freie Reichsstadt. Damit enden nun auch in Köln die mittelalterlichen Strukturen.
In der frühen Neuzeit blieben in Köln die mittelalterlichen Strukturen zunächst weitgehendst erhalten, so dass Daten der frühen Neuzeit (ab um 1500) zum Teil auch dem Mittelalterlichen Köln zugeordnet werden können.
= Besonders wichtige Daten der Kölner Stadtgeschichte!
Daten ohne Gewähr!
Daten zu allen Epochen siehe Datensammlung "Kölner Stadtgeschichte" - Vollversion V -

 *  Zum Mittelalter zählt im allgemeinen die Zeit vom Ende der Antike (Mitte des 5. Jhdt.) bis um 1500 (Hochmittelalter Mitte 11. - Mitte 13. Jhdt.).                                                                         
** 
Zur Länge der mittelalterlichen Stadtmauer hört und findet man Angaben zwischen über 8 km und 10 km (jeweils mit Rheinseite). Mit Google Earth gemessen sind es ca. 8,7 km!


 Der Kölner Maler Siegfried Glos, Thürmchenswall 76, in der Kölner Innenstadt hat große Teile der mittelalterlichen Stadtmauer mit fast allen Toren und Türmen historisch korrekt gemalt. Ein Besuch der über 40 Gemälde im Rahmen einer Führung und der Besuch seines Internetauftritts "Das alte Köln" lohnen sich. 

Zu empfehlen sind die im Bachem Verlag erschienenen Bücher von  Carl Dietmar  "Das mittelalterliche Köln" und  Werner Jung "Das neuzeitliche Köln".



Mittelalterliches Köln/Skizze Kirchen am Dom Mittelalterliches Köln/St. Maria ad gradus (Tafel am Dom)
Kirchenvielfalt im Mittelalter:
Kirchen um den Dom, die alle der Säkularisation und Städtebaumaßnahmen nach 1800 zum Opfer gefallen sind.

Der Verfasser ist Mitglied in 6 bzw. Unterstützer in 2 der acht genannten gemeinnützigen Kölner Vereine (s. u.). Die Vereine kümmern sich um bedeutende Kölner Museen, um historische Bauwerke und Denkmäler sowie um andere gemeinnützige Angelegenheiten. Die Mitgliedschaft oder auch die Unterstützung mittels Spenden ist zu empfehlen! Ferner ist der Verfasser Mitglied in einem Sportverein und einer Partei.

 
Empfehlungen des Autors:

Vereine
Gemeinnützige Vereine im  Kulturbereich
Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig Die fast 6000 Mitglieder unterstützen und fördern diese beiden Museen und haben zudem freien Eintritt in beide Museen!

Förderverein Romanische Kirchen Köln Die Mitglieder unterstützen u. a. maßgeblich Renovierungsarbeiten und Ausstattungen an dem Kichenensemble und erhalten außerdem jährlich das große wertvolle Jahrbuch des Vereins "Colonia Romanica".
Zentral-Dombau-Verein zu Köln von 1842 Die ca. 17500 Mitglieder unterstützen u. a. maßgeblich die umfangreichen Renovierungsarbeiten am Kölner Dom und erhalten außerdem jährlich das große wertvolle Jahrbuch des Vereins "Kölner Domblatt".
Förderverein römische Stadtmauer

Der Förderverein hat sich das Ziel gesetzt, die "missliche Situation der römischen Stadtmauer" zu verbessern. Er setzt sich für den dauerhaften Erhalt und die denkmalgerechte Sanierung dieses einzigartigen antiken Baudenkmals ein. G
Fortis Colonia - 2000 Jahre befestigtes Köln
Die Mitglieder unterstützen in den Arbeitsbereichen Römische Stadtmauer, Mittelalterliche Stadtmauer und Preußische Festungen die historischen Befestungen der alten Römerstadt. G

Förderverein Historischer Park Deutz (FHPD) Die Mitglieder unterstützen die Erhaltung und Pflege der Fundstellen des  rechts-rheinischen römischen Militär-Kastell Divitia. G

G = Verein tätig im Bereich der Stadtgeschichte  
weitere gemeinnützige Vereine
Förderverein Herzzentrum Köln Der Verein fördert die ideelle und materielle Unterstützung des Herzzentrums der Universitätsklinik Köln. Den  Initiatoren liegt insbesondere die Situation von Herz-Kreislauf-Patienten in Köln und der Kölner Region  „am Herzen“.  
Verein Deutsche Sprache/VDS (überregional) Der VDS hat sich zum Ziel gesetzt (Zitat), "die deutsche Sprache als eigenständige Kultursprache zu erhalten und zu fördern, und sich dafür einzusetzen, dass sich die deutsche Sprache gegen die Überhäufung mit Wörtern aus dem Englischen (bzw dem sog. Denglisch) behauptet."
weitere Mitgliedschaften
1. FC Köln e. V.
Der 1. FC Köln e. V. ist mit über 100 000 Mitgliedern der größte Kölner Sportverein und steht nach Mitgliederzahlen an 4. Stelle der deutschen Fußball-Vereine (ca. 104 600, Stand: 20.11.2018).

SPD Die SPD ist die älteste und mitgliederstäkste Partei Deutschlands
(Stand Mitte 2018: ca. 450 000 Mitglieder).

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"Stil-Epochen der Malerei" und  "Antike Geschichte" sowie im Anhang "Datensammlung" auf Nachfrage, ansonsten unter Nennung wie bei Fotos.

GL_Köln
/11.02.2019

   
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